Veranstaltung: | FLINTA-Vollversammlung 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 6 Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg (dort beschlossen am: 24.06.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 18.09.2025, 17:29 |
V1: FLINTA*-Waggons für Berlin: Schutz, Sichtbarkeit und Solidarität im ÖPNV
Antragstext
FLINTA*-Personen mit Migrationsgeschichte und BIWOC (Black, Indigenous and Women
of Colour) sind hiervon oft besonders betroffen. Sie erleben
Mehrfachdiskriminierung – unter anderem durch rassistische Zuschreibungen und
strukturelle Ausschlüsse. Rassistisch motivierte Übergriffe werden häufig nicht
ernst genug genommen, und der Umgang mit Behörden oder Institutionen ist oft von
Vorurteilen geprägt.
FLINTA*-Waggons schaffen Schutz, Sichtbarkeit und Solidarität. Sie bieten
geschützte Räume, in denen FLINTA*-Personen sich sicherer bewegen können –
besonders in Situationen, in denen Übergriffe häufig sind. Internationale
Beispiele, wie etwa aus Tokio, zeigen: Solche Waggons können das
Sicherheitsgefühl nachweislich verbessern. Gleichzeitig machen sie sichtbar,
dass Sicherheit im öffentlichen Raum nicht für alle gleichermaßen gegeben ist.
Sie thematisieren strukturelle Machtverhältnisse – nicht individuelle
Verantwortung. Sie sensibilisieren Mitreisende und Verkehrsunternehmen für die
Perspektiven von FLINTA* und stärken als kollektive Räume gegenseitige
Unterstützung, Vernetzung und eine feministische Praxis der Fürsorge. Denn
Sicherheit ist keine Privatsache – sie ist eine gesellschaftliche Verpflichtung.
Zutritt erhalten FLINTA*-Personen, Kinder bis einschließlich 14 Jahre in
Begleitung sowie Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Ziel ist es,
Schutzbedarfe anzuerkennen, ohne neue Barrieren zu schaffen. Die Nutzung ist
selbstverständlich freiwillig – niemand ist verpflichtet, diese Waggons zu
nutzen. FLINTA*-Personen können auch weiterhin alle anderen Abteile nutzen.
Die FLINTA*-Waggons sollen sich stets am Anfang des Zuges befinden – direkt
hinter der Fahrer*innenkabine. Durch gut sichtbare Aufschriften, Piktogramme und
mehrsprachige Hinweise an Bahnhöfen sowie in Verkehrs-Apps sind sie leicht
auffindbar. Die Nähe zur führenden Kabine erhöht das Sicherheitsgefühl und wirkt
abschreckend auf potenzielle Täter.
Neben der Einführung der FLINTA*-Waggons fordert der Antrag die Ausstattung
aller Waggons mit gut sichtbaren Notrufeinrichtungen, die schnelle und
unkomplizierte Hilfe bei Übergriffen ermöglichen. Ebenso soll eine
niedrigschwellige, mehrsprachige Hotline eingerichtet werden, die das Melden von
Übergriffen erleichtert und Sprachbarrieren abbaut. Diese Maßnahmen sind
essenziell, um den Schutz aller Fahrgäste zu gewährleisten und die Sicherheit im
Berliner ÖPNV nachhaltig zu erhöhen.
Die Einführung und Umsetzung der FLINTA*-Waggons sollen von Beginn an
wissenschaftlich begleitet, ausgewertet und intersektional evaluiert werden.
Dabei sollen insbesondere Erfahrungen, Perspektiven und Bedarfe von FLINTA*-
Personen systematisch erfasst und in die Weiterentwicklung des Angebots
einbezogen werden.
Begründung
Das Berliner Mobilitätsgesetz verpflichtet dazu, besonders verletzliche Gruppen im Verkehr zu schützen. Sicherheit im ÖPNV ist keine individuelle Aufgabe, sondern eine gesellschaftliche Verpflichtung. FLINTA*-Waggons leisten einen konkreten Beitrag, um Gewalt sichtbar zu machen – und Betroffene zu schützen.
Diese Maßnahme soll FLINTA* bei der Wahrnehmung ihres Rechts auf Mobilität schützen. Sie kann helfen, Sicherheit zu schaffen, wo sie bisher fehlt. Gleichzeitig machen FLINTA*-Waggons die strukturelle Gewalt gegen FLINTA* im Alltag sichtbar – und damit politisch verhandelbar.
Sie sind kein Ersatz für strukturelle Veränderungen, sondern eine dringliche Maßnahme mit Signalwirkung: Sie zeigen, dass patriarchale Gewalt existiert – und dass Berlin bereit ist, ihr aktiv entgegenzutreten.
Eine aktuelle Petition für sichere FLINTA*-Waggons im Berliner Nahverkehr hat bereits über 23.000 Unterstützer*innen mobilisiert – ein klares Signal an Politik und Verkehrsunternehmen.
Unterstützer*innen
- Monika Herrmann (KV Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg)
Änderungsanträge
- Ä1 (Jenny Lenz (KV Berlin-Pankow), Eingereicht)