Veranstaltung: | Landesausschuss 29. Mai 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 5 Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Nico Wanke |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 11.05.2024, 20:50 |
V-1: Antrag zur Änderung unserer Strategie in finanzschwachen Kiezen
Antragstext
Antrag zur Änderung unserer Strategie in den finanzschwachen Kiezen
Machen was zählt: dahin gehen, wo es unbequem
ist!
Istzustand Beispiel Märkisches Viertel und Rollbergesiedlung:
Unsere Partei hat bei den letzten Wahlen in 2021 in den finanzschwachen Kiezen
Märkisches Viertel und Rollbergesiedlung in Reinickendorf sehr schwach
abgeschnitten.
In einigen Wahllokalen lagen wir bei 6,5%, in anderen sogar noch darunter1 .
Dies ist kein Reinickendorfer Phänomen, sondern tritt auch in Gropiusstadt,
Hohenschönhausen, oder in vielen Teilen von Marzahn-Hellersdorf auf.
Die Grünen sind in diesen einwohnerstarken, aber einkommensschwachen Kiezen als
Partei quasi nicht präsent. Unsere Ortsgruppen in Reinickendorf haben sehr
wenige aktive und engagierte Mitglieder. Dadurch fällt es schwer, diese Kieze zu
bespielen und vor Ort mit den Menschen in Kontakt zu kommen.
Das Bild, welches wir in diesen Kiezen haben ist leicht umrissen:
- akademisch
- arrogant
- weltfremd
- naiv
Warum ist das so? Wenn wir uns in unserer Partei umschauen, ist die Zahl der
Menschen mit akademischem Hintergrund sehr hoch2.
Das hat Einfluss auf unseren Habitus. Die Art und Weise, wie wir auftreten, wie
wir uns artikulieren, wie wir uns verhalten – all das passt so gar nicht in die
Welt der Kieze. Auch wenn dies eine Verallgemeinerung darstellt, ist es auch
diese Andersartigkeit, die als Arroganz wahrgenommen wird.
Für die Menschen aus den Kiezen scheinen wir weltfremd, weil so viele von uns
mit der Lebensrealität dieser Gruppe sehr wenig gemein haben. Viele von uns
kennen die prekären Lebensumstände nicht, haben nie in ihnen gelebt und wissen
daher wenig mit den Sorgen und Ängsten der Menschen
anzufangen. Es kann kein echtes Verständnis geben, wenn man das Leid, welches
durch finanzielle Sorgen entsteht, nicht selbst erlebt hat. Eltern, die täglich
um die Existenz ihrer kleinen Familie kämpfen müssen. Kinder, die in Armut
aufwachsen und in der Schule erkennen, was ihnen nicht ermöglicht werden kann.
Die Naivität, die uns dann unterstellt wird, kommt aus dieser Perspektive.
Unsere
Denkansätze docken nicht an den Umständen an, mit denen die Einwohner*innen im
Kiez zu kämpfen haben. Wir kennen die Zahlen und die Daten, aber kennen wir das
Gefühl, in diesen Daten zu leben?
Wir haben den Kontakt verloren – oder konnten ihn noch nie wirklich herstellen.
Dies ist besonders schädlich für uns als Bündnisgrüne, da die
Bevölkerungsstruktur dieser Kieze für die Zukunft eine sehr wichtige Rolle
spielt. Die Bevölkerung ist jung, beinahe 6 Jahre jünger als der Berliner
Schnitt und der Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte ist hoch - ca. 15%
höher als der Berliner
Schnitt3.
Wir Bündnisgrüne sind vielfältig, sozial, weltoffen und jung. Wir sollten die
erste Anlaufstelle für Menschen aus diesen Kiezen sein. Und es wird Zeit, dass
wir es werden!
Eine grüne Strategie durch und mit den Menschen vor Ort:
Das Erreichen dieses Ziels kann nicht durch einzelne Maßnahmen oder einzelne,
meist mitgliederschwache Ortsgruppen und Kreisverbände gelingen.
- Wir brauchen mehr Mitglieder aus den einkommensschwachen Gebieten. Wir
müssen explizit um sie werben und Strategien entwickeln, sie in unsere
Organisationsstruktur zu integrieren
- Diese Mitglieder helfen uns auch, den Kontakt herzustellen, den wir so
dringend brauchen. Sie kennen die Lebensumstände, haben ihre Wurzeln in
den Kiezen.
- Wir brauchen eine verstärkte soziale Vielfalt in der Partei.
- Wir brauchen mehr Menschen mit praxisorientierten Berufen, die sich für
unsere Ideen und Ideale begeistern.
- Wir brauchen mehr Präsenz in den bevölkerungsreichen und armen Kiezen.
- Wir müssen uns häufiger der Kritik stellen. Den Unmut der Menschen
ernstnehmen.
- Vor allem auch unsere Grünen Spitzen müssen in den Kiezen zeigen, dass wir
zuhören und verstehen!
- Wir müssen aktiv gegen die Vorurteile arbeiten
- Wir brauchen eine starke Onlinepräsenz, um besonders der jungen Generation
ein Angebot zu machen
Mit den Plänen zum mobilen Kiezbüro wird ein Schritt in die richtige Richtung
getan. Um uns dauerhaft in diesen Kiezen zu verankern, wird jedoch mehr nötig
sein. Wir schlagen die Etablierung monatlicher bündnisgrüner Stammtische in eben
jenen Kiezen vor. Hier soll mit der Bevölkerung in einen direkten Austausch über
ihre Nöte und Sorgen getreten werden.
Dabei setzen wir auf die bewährte bündnisgrüne Praxis im Duo aufzutreten:
Eine lokalverankerte Person und eine thematisch passende. Die Umsetzung dieser
Veranstaltungsreihe
soll insbesondere vom Diversitätsrat begleitet und regelmäßig evaluiert werden.
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Begründung
Da unser Antrag es nicht über das Ranking in die LDK geschafft hat, müssen wir den Antrag nun noch einmal im LA einbringen. Das Thema ist zu wichtig, um es nicht zu behandeln. Wir müssen unsere Schwächen deutlich benennen und angehen!
Unterstützer*innen
- Georg Atta Mensah (KV Berlin-Reinickendorf)
- Clemens Justus Joshua Sachs (KV Berlin-Reinickendorf)
- Johannes Feldker (KV Berlin-Reinickendorf)
- Christiane Heider (KV Berlin-Reinickendorf)
- Hugo Gisi Klement (KV Berlin-Reinickendorf)
- Bettina Dolle (KV Berlin-Reinickendorf)
- Christoph Lorenz (KV Berlin-Steglitz/Zehlendorf)
- Moritz Wiechern (KV Berlin-Reinickendorf)
- Jana Gerlach (KV Berlin-Reinickendorf)