Mündlich
Antrag: | Die Berliner Wälder in der Klimakrise |
---|---|
Antragsteller*in: | LAG Wirtschaft und Finanzen (dort beschlossen am: 25.04.2024) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: V-3-048 |
Eingereicht: | 25.04.2024, 22:40 |
Antrag: | Die Berliner Wälder in der Klimakrise |
---|---|
Antragsteller*in: | LAG Wirtschaft und Finanzen (dort beschlossen am: 25.04.2024) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: V-3-048 |
Eingereicht: | 25.04.2024, 22:40 |
Zivilgesellschaft getragener Strategieprozess zum weiteren Umgang mit den Berliner Wäldern angestoßen wird (Waldvision 2040). Darüber hinaus sollen auch die relevanten privaten Waldbesitzer*innen
und die Körperschaften mit Waldbesitz in diesen Strategieprozess
einbezogen werden
Der Berliner Senat wird aufgefordert, zu erklären, warum die Berliner-Forsten bisher keinen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen und die Erstellung beauftragen.
10. PrivatwaldDer Senat soll eine Übersicht aller privaten Waldgrundstücke
erstellen. Es ist anzustreben mit den privaten Waldbesitzer*innen
Zielvereinbarungen im Hinblick auf ein klimaangepasstes Waldmanagement
abzuschließen.
11. Keine Windkraft im Berliner Wald
12. Datenbasierte WaldpolitikEine Analyse vorliegender und fehlender Informationen soll eine
verbesserte Grundlage datenbasierter Waldpolitik vorbereiten. Z.B. fehlt
aktuell eine Rechtsgrundlage, um regelmäßig Daten über die Flächen des
Waldes nach Eigentümerschaft (Land, Bund, Private Eigentümer*innen,
Körperschaften) zu erheben. Diese Rechtsgrundlage soll geschaffen
werden, um aufgrund aktueller Daten die verschiedenen Waldbesitzer*innen
adressieren zu können.
In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte
FRANZ KAFKA
Die Wälder Berlins sind ein zentraler Stützpfeiler der Daseinsvorsorge für Millionen
Berliner*innen. Als unsere grünen Lungen kühlen und filtern sie die Luft von Schadstoffen,
sie mindern Lärm und die Kraft der Stürme. Zusammen mit den Wasserflächen und dem
städtischen Grün bilden sie die Grundlage für ein angenehmes Stadtklima und einen guten
Wasserhaushalt. Sie versorgen uns aus dem Grunewald, dem Köpenicker-, Spandauer-, Tegeler
Forst und der Wuhlheide mit Trinkwasser. Natürlich dienen die Wälder auch tausenden Arten
von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen als Lebensraum und dienen dem Artenschutz
vom Schwarzspecht bis zum Teichmolch. Berliner Wälder sind untrennbarer Teil der
Stadtgeschichte und des Kulturguts. Nicht zuletzt sind die Wälder als täglich tausendfach
dankbar genutzte Orte der Besinnung, der Erholung und des Sports, unentbehrliche Räume, in
denen die Bevölkerung physische und psychische Gesundheit pflegt.
Der Schutz, die Erhaltung und die Wiederherstellung eines guten Zustands der Berliner
Waldökosysteme beeinflusst insbesondere mit Blick auf die fortschreitende Klimakrise die
zukünftige Lebensqualität in der Stadt stark und wird damit auch zu einem kaum zu
überschätzenden Standortfaktor. Zudem haben auch die Wälder Berlins das Potenzial in den
kommenden Jahrzehnten als natürliche Kohlenstoffsenke zu wirken. Auch in Hinblick auf die
nationalen und globalen Ziele zum Schutz des Klimas und der Biodiversität müssen wir also
die Berliner Wälder dauerhaft in ihrem Umfang, ihrer Vitalität und in ihrer Lebensfähigkeit
erhalten. Der Erhalt unserer eigenen Wälder und ihrer Ökosystemleistungen gibt uns auch
Glaubwürdigkeit für das Eintreten gegen die Bedrohungen der Wälder in anderen Regionen der
Welt.
Wie die Wälder weltweit werden auch die Wälder Berlins zunehmend durch die menschengemachte
Erderhitzung geschwächt und angegriffen. Die alljährlichen Waldzustandsberichte zeigen
insbesondere seit den Hitze- und Dürrejahren ab 2018 ein sehr beunruhigendes Bild starker
Verschlechterung. 2023 wiesen 30% der für die Prüfung ausgewählten Bäume deutliche
Verlichtungen im Kronenbereich auf, nur noch 6% waren ohne wahrnehmbare Schäden. Alle
Hauptbaumarten sind betroffen, in beunruhigender Weise besonders auch Stiel- und
Traubeneiche, welche eigentlich als eher hitze- und dürrefeste Hoffnungsträgerinnen gelten.
Zwar hat Berlin, anders als etwa der Harz, bisher kein flächenhaftes Waldsterben zu
beklagen; doch wir wissen sicher, dass sich die Erderhitzung sukzessive verschärfen und sich
der Druck auf unsere Wälder somit verstärken wird. Dieser Tatsache müssen wir gemäß des
Vorsorgeprinzips durch geeignete Maßnahmen Rechnung tragen. Die Widerstandsfähigkeit unserer
Wälder gilt es zu stärken. Was ihre Klimaresistenz schwächt, ist zu unterlassen. Diese immer
wichtiger werdende Aufgabe kommt allen Bürger*innen und vor allem den dafür beauftragten
Berliner Forsten zu.
Berlin hat sich, ab 1990 gesamtstädtisch, auf den Weg einer naturnäheren Entwicklung seiner
Wälder gemacht und sich auch verpflichtet, die Waldbewirtschaftung unter den
anspruchsvolleren und von den Umweltverbänden getragenen Standards gemäß FSC und Naturland
zu organisieren. Dennoch gibt der sich verschlechternde Waldzustand das Signal, dass ein
reines „Weiter-so“ nach der bisherigen Praxis in Zeiten der Klimakrise nicht ausreichen
wird.
Wir halten es daher für erforderlich, den Umgang mit den Wäldern Berlins zu überdenken und
entsprechend dem veränderten Risikoprofil neu zu priorisieren und zu regeln. Wir begrüßen es
daher, wenn seitens der Berliner Forsten und des Senats ein neuer auch von Wissenschaft und
Zivilgesellschaft getragener Strategieprozess zum weiteren Umgang mit den Berliner Wäldern
angestoßen wird (Waldvision 2040). Darüber hinaus sollen auch die relevanten privaten Waldbesitzer*innen
und die Körperschaften mit Waldbesitz in diesen Strategieprozess
einbezogen werden
An notwendigen aktuellen und anstehenden Diskussionen beteiligen wir uns als Bündnisgrüne
aktiv. Folgende Überlegungen und Vorschläge möchten wir zur Debatte stellen:
Berlin hat den Abschied vom klassischen Wirtschaftswald in seinem Landeswaldgesetz
festgeschrieben. Die wirtschaftliche Nutzung ist den Zielen einer Erhaltung der
Naturqualität, der Trinkwasserversorgung und der Erholung untergeordnet. Die
Waldbewirtschaftung muss daher risikominimierend und planvoll sein. Sie soll den
übergeordneten Zielen zum Erhalt der Ökosystemleistungen möglichst dienen, aber darf ihnen
keinesfalls zuwiderlaufen. Sie soll gemäß den Prinzipien des Dauerwalds und der
Eingriffsminimierung erfolgen.
Naturnahe Mischwälder können für sich selbst besser sorgen als an Arten und Struktur arme
Reinbestände. Sie sind vielfältiger, stabiler und produktiver. Die Waldentwicklung sollte
sich daher insbesondere durch das Zulassen natürlicher Prozesse auszeichnen. Dabei kommt
insbesondere der Naturverjüngung eine Schlüsselfunktion zu. Sofern Nachpflanzungen oder
Saaten erfolgen, sollten nur heimische standortgerechte Baumarten genutzt werden. Die
Einbringungen genveränderter Baumarten lehnen wir ab.
Der Waldbestand in Berlin ist vergleichsweise jung, besonders große und alte Bäume sind rar
und sollten entsprechend geschont werden. Das Ringeln alter Bäume ist aus ökologischer Sicht
nicht sinnvoll und daher abzulehnen. Die Endnutzung hat in der Regel einzelbaumweise zu
erfolgen. Da Eingriffe auf lange Sicht irreversibel sind, ist insbesondere auf die Balance
zwischen Lichtführung und der Bewahrung eines zuträglichen Waldinnenklimas zu achten.
Dichtwachsende Kiefernreinkulturen sind auch in Berlin noch reichlich vorhanden. Solche
„Kiefernplantagen“ sind nicht nur ausgesprochen artenarm, sondern angesichts ihrer negativen
Wasserbilanz, sowie bei starkem Trockenstress, erhöhter Brandgefahr ausgesetzt. Sie
verändern durch ihre Nadelstreu den Oberboden und blockieren damit das Aufkommen einer
gemischten Naturverjüngung. Besonders hier erscheint lenkender forstlicher Eingriff
weiterhin als notwendig, da sie in absehbarer Zeit sich nicht unbedingt „von selbst“ zu
einem artenreichen Mischwald wandeln würden.
Laubmischbestände sollen bei weitgehend natürlicher Entwicklung zeigen dürfen, welche
Baumartenzusammensetzung in Berlin eine Zukunft haben könnte. Der damit verbundene bewusst
angestrebte Zuwachs des Holzvorrats wirkt als Kohlenstoffsenke und kann angesichts des
heutigen unterdurchschnittlichen Holz- und damit Waldkohlenstoff-Vorrats der Berliner Wälder
für viele Jahrzehnte zum natürlichen Klimaschutz deutlich beitragen.
Wir schlagen daher, ergänzend zum bisher in Berlin ausgewiesenen Prozessschutzwald, ein
Moratorium des Holzeinschlags in diesen Mischwaldbeständen vor. Dieses Moratorium sollte
befristet sein, um in diesem Zeitraum die natürliche Entwicklung der Berliner Wälder unter
den schwierigeren klimatischen Bedingungen zu verfolgen und daraus praktische Schlüsse zu
ziehen. Dabei muss die Entwicklung dieser Waldgebiete durch ein vom Land Berlin finanziertes
kontinuierliches Monitoring verfolgt und ausgewertet werden. Ausgenommen vom Moratorium
wären Baumfällungen, die der Verkehrssicherung dienen oder die aufgrund massiven
Schädlingsbefalls unvermeidlich erscheinen.
Der Berliner Senat wird aufgefordert, zu erklären, warum die Berliner-Forsten bisher keinen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen und die Erstellung beauftragen.
Gesunde Wälder wirken wie gigantische Schwämme, die in großem Umfang den Regen speichern und
per Verdunstung wieder an die Umwelt abgeben oder per Versickerung das Grundwasser speisen.
Dieser Kreislauf ist mit den erhöhten Temperaturen und den ausbleibenden Regenfällen gerade
in der sensiblen Wachstumsphase der Bäume und Sträucher gründlich gestört. Am Zulauf von
Wasser mangelt es gerade in der Zeit, in welcher die Bäume aufgrund ihres Wachstums dieses
am meisten benötigen. Es ist daher wichtig und unerlässlich, die Qualität der Berliner
Wälder in der Zurückhaltung und Speicherung von Wasser zu stärken. Hier sind vielfältige
Maßnahmen zu treffen:
Entwässernde Infrastruktur in und an den Wäldern soll zurückgebaut werden.
Noch bestehende Waldmoore sollen erhalten und renaturiert werden.
Die etwa im Spandauer Forst praktizierte Grundwasseranreicherung durch Zuführung von
Flusswasser über Gräben und Teiche sollte auch für andere Waldgebiete überprüft werden.
Die Wiedereinleitung von zureichend gereinigtem Klarwasser aus Klärwerken in waldähnliche
Landschaften, wie in Hobrechtsfelde praktiziert, sollte ausgeweitet werden.
In den Wäldern sollten, wo aufgrund der Bodenverhältnisse möglich, Tümpel angelegt werden,
die abfließendes Regenwasser halten und zugleich der Habitat- und Artenvielfalt dienen
können.
Totholz dient als Wasserspeicher über dem Boden und verbessert langfristig den Humusgehalt
des Bodens. Der Anteil ist möglichst weiter durch Belassung zu erhöhen.
Ein hoher Laubholzanteil (insbesondere Buche) verbessert die Wasserbilanz der Wälder
deutlich positiv. Die Erhöhung des Anteils gilt es zu unterstützen.
Die Bedeutung der Berliner Wälder für die Trinkwassergewinnung kann nicht hoch genug
eingeschätzt werden. Gleichzeitig hat die Trinkwassergewinnung auch Folgen für den Wald.
Zwar sind die Brunnengalerien der Berliner Wasserbetriebe ganz überwiegend an Gewässerufer
gelegt und beziehen so das Wasser aus diesen; doch allein der Saugeffekt zum Land hin führt
dazu, dass auch die Grundwasserbestände im Wald betroffen sind. Am deutlichsten zeigt sich
dies an den für den Klima- und Artenschutz so wichtigen Mooren und Feuchtgebieten im Wald.
Doch auch der Waldbestand selbst kann vom dadurch bedingten Rückgang an Grundwasserbeständen
betroffen sein.
Es ist ein bedauerliches Versäumnis der Berliner Politik, dass Zusammenhänge von
Trinkwassergewinnung und Schwächung der Baumbestände bisher nicht genauer untersucht wurden.
Das muss dringend nachgeholt werden. Zugleich ist es erforderlich, dass der Senat endlich
für alle Brunnengalerien (nicht nur) in Waldgebieten, die seit langem ausstehenden
Fördergenehmigungen zeitnah erteilt, und zwar in einer Weise, welche die Inanspruchnahme der
Waldgebiete, insbesondere der dort gelegenen Moore, minimiert. Außerdem ist zu prüfen, ob
Brunnengalerien, die statt Uferfiltrat Grundwasser in Anspruch nehmen, zum Schutz der Wälder
an den Rand der Fließgewässer verlegt werden können.
Die Berliner Wälder sind auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen aller Art. Daher gilt es,
hier die Artenvielfalt zu schützen, insbesondere in den Waldgebieten unter europäischem
Naturschutz. Dem dient die Förderung eines vielfältigen Bewuchses, die Belassung von
stehendem oder liegenden Totholz, vermehrte Humusbildung und der Erhalt der Feuchtgebiete im
Wald. Reduzierung und Verzicht auf den Einsatz schwergewichtiger Forstfahrzeuge stärken
nicht nur die Widerstandskraft des Waldes, sondern dienen auch dem Schutz der Artenvielfalt.
Die Sicht vom Wald im engeren Sinn ist auf die Freiflächen innerhalb der Wälder und auf die
Flächen am Rande der Wälder auszuweiten. Diese sollten in eine gezielte, den Naturschutz und
die Förderung der Biodiversität einschließende Landschaftsgestaltung eingebunden werden. Es
dient der Förderung der biologischen Vielfalt, wenn hier halboffene Waldlandschaften
gestaltet, Feuchtgebiete und Teiche für die Vogel- und Insektenwelt oder Waldweiden mit
einer hohen Vielfalt an Pflanzen und deren tierischen Nutzern geschaffen werden. Waldränder
sind naturnah und vielfältig zu gestalten. In nicht zur Bejagung freigegebenen Rückzugsorten
sollen Wildtiere Reviere, Verstecke, Nahrungspflanzen und Wasserstellen finden können.
Wir streben eine Holznutzung an, durch die eine möglichst lange stoffliche Speicherung des
gebundenen Kohlenstoffs erfolgt. Eine Verbrennung von geschlagenem Holz aus Berlin in
Kraftwerken kommt auch daher für uns nicht in Frage. Holz aus Berliner Wäldern sollte
möglichst nicht für kurzlebige Produkte wie Papier oder Kartonagen Verwendung finden. In der
Vermarktung von Holz muss der Senat das Vergaberecht mit einer Verwaltungsrichtlinie so
konkretisieren, dass einer stofflichen, langlebigen und wertschöpfenden nachhaltigen Nutzung
Vorrang eingeräumt wird. Selbstwerbungsverträge, mit denen jede Einschlagsfirma bestimmen
kann, was mit dem Holz geschieht, müssen die Holznutzung zur Verbrennung in Berliner und
anderen Heizkraftwerken ausschließen. Die Lieferketten sollen der Öffentlichkeit gegenüber
transparent sein.
Die Rahmenbedingungen für eine Mehrfachverwendung von Waldholz und Altholz sollte über ein
Update des Berliner Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes verbessert werden.
Die Folgen jahrzehntelanger Schadstoffemissionen aus Kraftwerken, Industrie, Verkehr und
Landwirtschaft für die Lebensfähigkeit der Wälder dürfen nicht unterschätzt werden. Erst
recht nicht in Berlin mit seinen teils über lange Zeiträu, teils noch heute betriebenen
Kohlekraftwerken und den vielen Straßen durch seine Wälder. Wir halten daher eine
Wiederaufnahme sorgfältiger Bodenuntersuchungen in den Wäldern Berlins und ihre kompetente
wissenschaftliche Auswertung für notwendig, um eine bessere Einschätzung von Schädigungen
des Waldes zu erhalten.
Unstrittig leidet der Berliner Wald und vor allem sein Tierbestand stark unter den vielen
Straßen. Es sind daher geeignete Maßnahmen zur Verringerung des Autoverkehrs in Waldgebieten
zu treffen, insbesondere in der Zeit der Amphibienwanderungen. Auch ist auf strikte
Einhaltung aller Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten.
Anhaltende Hitze und Trockenheit machen unsere Wälder immer anfälliger für Feuer. Betroffen
sind vor allem Kiefernreinbestände, aber auch Laubmischwälder sind in Dürreperioden einer
erhöhten Brandgefahr ausgesetzt. Der Umbau zu naturnahen Mischwäldern ist essenziell für die
Waldbrandprävention, reicht aber, auch aufgrund der jahrzehntelangen Umsetzungsdauer, nicht
aus. Technische Maßnahmen wie der Ausbau des sensorgestützten Waldbrand-Monitorings, der Bau
und die Instandsetzung von Löschwasserbrunnen, die Waldbrandrisikokartierung oder die
Ausstattung der Berliner Forstämter mit Löschrucksäcken sind ebenso wichtig wie die Anlage
von Waldbrandriegeln und Schutzstreifen, unter anderem mithilfe von Beweidung.
Waldbrandprävention ist eine interdisziplinäre Aufgabe und erfordert eine enge
Zusammenarbeit aller Akteur*innen. Da die meisten Waldbrände auf menschliches Fehlverhalten
zurückgehen, sind zudem Maßnahmen zur Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung
notwendig.
Unsere Wälder sind von enormer Bedeutung für die körperliche und seelische Erholung der
Bevölkerung. Ihre Nutzung zu Erholungszwecken, etwa zum Wandern, Spazieren, Joggen, Rad
fahren oder Reiten hat insbesondere seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Diese
erfreuliche Entwicklung gibt uns den Auftrag, die Nutzung unserer Wälder zur Erholung in
Bahnen zu lenken, die im Einklang mit ihrem Erhalt stehen.
Unsere Wälder sind zudem als Orte der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hoch
einzuschätzen. Die bestehenden waldpädagogischen Zentren, vor allem die Waldschulen, müssen
in ihrer Kapazität und in ihren Tätigkeitsfeldern gestärkt und ausgeweitet werden. Vor allem
ist es wichtig, dass der Zugang zur Waldbildung und damit das Kennenlernen der Wälder für
Kinder und Heranwachsende aus den waldfernen, dicht besiedelten und an Grünflächen
unterversorgten Stadtgebieten erleichtert und gefördert wird. Die Lehrer*innen an diesen
Schulen sollen durch Weiterbildung motiviert werden, auch die Angebote der waldbezogenen
Umweltbildung für Kinder wahrzunehmen.
Eine alle Waldbesuchenden einschließende Weiterbildung vor Ort über den Zustand der Berliner
Wälder, ihre Bedeutung für die Stadt, die Ökologie und das Klima ist wichtig. Wir schlagen
vor, nach dem Vorbild des instruktiven Rundwegs „Wald-Berlin-Klima“ im Grunewald einen
aktualisierten Lernweg von gleicher Qualität im Bereich des Köpenicker Waldes einzurichten.
Vor mehr als 100 Jahren wurde im entstehenden Groß-Berlin mit dem Dauerwaldvertrag
festgelegt, dass Berlin seine ihm gehörenden und erworbenen Waldflächen dauerhaft erhält und
nicht der Zersiedelung preisgibt. An diesem Prinzip halten wir fest und fordern dazu die
förmliche Sicherung des Berliner Waldbestandes im Landeswaldgesetz.
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass Berlin bewaldete und baumbestandene Flächen ausweitet,
beziehungsweise wie im Fall des Emmaus-Waldes in Neukölln, dauerhaft schützt. Im Stadtgebiet
halten wir die Anlage von sogenannten Miniwäldern für sinnvoll. Wir sprechen uns für die
Erprobung und Anwendung von Agroforstsystemen auf Flächen der Berliner Stadtgüter aus. Wir
plädieren dafür, dass Berlin auch jenseits der Stadtgrenze weitere Waldgebiete insbesondere
von Privateigentümer*innen erwirbt, etwa um bestehende Flächen zu arrondieren und
schützenswerte Flächen und Prozesse dauerhaft naturnah zu entwickeln.
10. PrivatwaldDer Senat soll eine Übersicht aller privaten Waldgrundstücke
erstellen. Es ist anzustreben mit den privaten Waldbesitzer*innen
Zielvereinbarungen im Hinblick auf ein klimaangepasstes Waldmanagement
abzuschließen.
11. Keine Windkraft im Berliner Wald
Der Berliner Wald ist, landesgesetzlich festgelegt, Schutz- und Erholungswald. Daher kommt
die Anlage von Windparks auf ihrer Fläche für uns nicht in Betracht, zumal für Berlin auch
machbare Alternativen vorhanden sind, ohne Wald in Anspruch zu nehmen.
12. Datenbasierte WaldpolitikEine Analyse vorliegender und fehlender Informationen soll eine
verbesserte Grundlage datenbasierter Waldpolitik vorbereiten. Z.B. fehlt
aktuell eine Rechtsgrundlage, um regelmäßig Daten über die Flächen des
Waldes nach Eigentümerschaft (Land, Bund, Private Eigentümer*innen,
Körperschaften) zu erheben. Diese Rechtsgrundlage soll geschaffen
werden, um aufgrund aktueller Daten die verschiedenen Waldbesitzer*innen
adressieren zu können.
Resumé zum Antrag „Die Berliner Wälder in der Klimakrise“
Unsere Wälder sind zentral für die Daseinsvorsorge Berlins
Sie sind ebenso wichtig für die Lebensqualität unserer Stadt wie für die Klimaanpassung
Unsere Wälder sind im Zuge der fortschreitenden Klimakrise hoch gefährdet
Daher ist es wichtig, ihren Schutz und ihre Bestandserhaltung neu zu überdenken. Dazu haben
wir die folgenden Ideen und Vorschläge:
Datenbasierte Waldpolitik
Eine Analyse vorliegender und fehlender Informationen soll eine verbesserte Grundlage datenbasierter Waldpolitik vorbereiten. Z.B. fehlt aktuell eine Rechtsgrundlage, um regelmäßig Daten über die Flächen des Waldes nach Eigentümerschaft (Land, Bund, Private Eigentümer*innen, Körperschaften) zu erheben. Diese Rechtsgrundlage soll geschaffen werden, um aufgrund aktueller Daten die verschiedenen Waldbesitzer*innen adressieren zu können.
In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte
FRANZ KAFKA
Die Wälder Berlins sind ein zentraler Stützpfeiler der Daseinsvorsorge für Millionen
Berliner*innen. Als unsere grünen Lungen kühlen und filtern sie die Luft von Schadstoffen,
sie mindern Lärm und die Kraft der Stürme. Zusammen mit den Wasserflächen und dem
städtischen Grün bilden sie die Grundlage für ein angenehmes Stadtklima und einen guten
Wasserhaushalt. Sie versorgen uns aus dem Grunewald, dem Köpenicker-, Spandauer-, Tegeler
Forst und der Wuhlheide mit Trinkwasser. Natürlich dienen die Wälder auch tausenden Arten
von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen als Lebensraum und dienen dem Artenschutz
vom Schwarzspecht bis zum Teichmolch. Berliner Wälder sind untrennbarer Teil der
Stadtgeschichte und des Kulturguts. Nicht zuletzt sind die Wälder als täglich tausendfach
dankbar genutzte Orte der Besinnung, der Erholung und des Sports, unentbehrliche Räume, in
denen die Bevölkerung physische und psychische Gesundheit pflegt.
Der Schutz, die Erhaltung und die Wiederherstellung eines guten Zustands der Berliner
Waldökosysteme beeinflusst insbesondere mit Blick auf die fortschreitende Klimakrise die
zukünftige Lebensqualität in der Stadt stark und wird damit auch zu einem kaum zu
überschätzenden Standortfaktor. Zudem haben auch die Wälder Berlins das Potenzial in den
kommenden Jahrzehnten als natürliche Kohlenstoffsenke zu wirken. Auch in Hinblick auf die
nationalen und globalen Ziele zum Schutz des Klimas und der Biodiversität müssen wir also
die Berliner Wälder dauerhaft in ihrem Umfang, ihrer Vitalität und in ihrer Lebensfähigkeit
erhalten. Der Erhalt unserer eigenen Wälder und ihrer Ökosystemleistungen gibt uns auch
Glaubwürdigkeit für das Eintreten gegen die Bedrohungen der Wälder in anderen Regionen der
Welt.
Wie die Wälder weltweit werden auch die Wälder Berlins zunehmend durch die menschengemachte
Erderhitzung geschwächt und angegriffen. Die alljährlichen Waldzustandsberichte zeigen
insbesondere seit den Hitze- und Dürrejahren ab 2018 ein sehr beunruhigendes Bild starker
Verschlechterung. 2023 wiesen 30% der für die Prüfung ausgewählten Bäume deutliche
Verlichtungen im Kronenbereich auf, nur noch 6% waren ohne wahrnehmbare Schäden. Alle
Hauptbaumarten sind betroffen, in beunruhigender Weise besonders auch Stiel- und
Traubeneiche, welche eigentlich als eher hitze- und dürrefeste Hoffnungsträgerinnen gelten.
Zwar hat Berlin, anders als etwa der Harz, bisher kein flächenhaftes Waldsterben zu
beklagen; doch wir wissen sicher, dass sich die Erderhitzung sukzessive verschärfen und sich
der Druck auf unsere Wälder somit verstärken wird. Dieser Tatsache müssen wir gemäß des
Vorsorgeprinzips durch geeignete Maßnahmen Rechnung tragen. Die Widerstandsfähigkeit unserer
Wälder gilt es zu stärken. Was ihre Klimaresistenz schwächt, ist zu unterlassen. Diese immer
wichtiger werdende Aufgabe kommt allen Bürger*innen und vor allem den dafür beauftragten
Berliner Forsten zu.
Berlin hat sich, ab 1990 gesamtstädtisch, auf den Weg einer naturnäheren Entwicklung seiner
Wälder gemacht und sich auch verpflichtet, die Waldbewirtschaftung unter den
anspruchsvolleren und von den Umweltverbänden getragenen Standards gemäß FSC und Naturland
zu organisieren. Dennoch gibt der sich verschlechternde Waldzustand das Signal, dass ein
reines „Weiter-so“ nach der bisherigen Praxis in Zeiten der Klimakrise nicht ausreichen
wird.
Wir halten es daher für erforderlich, den Umgang mit den Wäldern Berlins zu überdenken und
entsprechend dem veränderten Risikoprofil neu zu priorisieren und zu regeln. Wir begrüßen es
daher, wenn seitens der Berliner Forsten und des Senats ein neuer auch von Wissenschaft und
Zivilgesellschaft getragener Strategieprozess zum weiteren Umgang mit den Berliner Wäldern
angestoßen wird (Waldvision 2040).
An notwendigen aktuellen und anstehenden Diskussionen beteiligen wir uns als Bündnisgrüne
aktiv. Folgende Überlegungen und Vorschläge möchten wir zur Debatte stellen:
Datenbasierte Waldpolitik
Eine Analyse vorliegender und fehlender Informationen soll eine verbesserte Grundlage datenbasierter Waldpolitik vorbereiten. Z.B. fehlt aktuell eine Rechtsgrundlage, um regelmäßig Daten über die Flächen des Waldes nach Eigentümerschaft (Land, Bund, Private Eigentümer*innen, Körperschaften) zu erheben. Diese Rechtsgrundlage soll geschaffen werden, um aufgrund aktueller Daten die verschiedenen Waldbesitzer*innen adressieren zu können.
Berlin hat den Abschied vom klassischen Wirtschaftswald in seinem Landeswaldgesetz
festgeschrieben. Die wirtschaftliche Nutzung ist den Zielen einer Erhaltung der
Naturqualität, der Trinkwasserversorgung und der Erholung untergeordnet. Die
Waldbewirtschaftung muss daher risikominimierend und planvoll sein. Sie soll den
übergeordneten Zielen zum Erhalt der Ökosystemleistungen möglichst dienen, aber darf ihnen
keinesfalls zuwiderlaufen. Sie soll gemäß den Prinzipien des Dauerwalds und der
Eingriffsminimierung erfolgen.
Naturnahe Mischwälder können für sich selbst besser sorgen als an Arten und Struktur arme
Reinbestände. Sie sind vielfältiger, stabiler und produktiver. Die Waldentwicklung sollte
sich daher insbesondere durch das Zulassen natürlicher Prozesse auszeichnen. Dabei kommt
insbesondere der Naturverjüngung eine Schlüsselfunktion zu. Sofern Nachpflanzungen oder
Saaten erfolgen, sollten nur heimische standortgerechte Baumarten genutzt werden. Die
Einbringungen genveränderter Baumarten lehnen wir ab.
Der Waldbestand in Berlin ist vergleichsweise jung, besonders große und alte Bäume sind rar
und sollten entsprechend geschont werden. Das Ringeln alter Bäume ist aus ökologischer Sicht
nicht sinnvoll und daher abzulehnen. Die Endnutzung hat in der Regel einzelbaumweise zu
erfolgen. Da Eingriffe auf lange Sicht irreversibel sind, ist insbesondere auf die Balance
zwischen Lichtführung und der Bewahrung eines zuträglichen Waldinnenklimas zu achten.
Dichtwachsende Kiefernreinkulturen sind auch in Berlin noch reichlich vorhanden. Solche
„Kiefernplantagen“ sind nicht nur ausgesprochen artenarm, sondern angesichts ihrer negativen
Wasserbilanz, sowie bei starkem Trockenstress, erhöhter Brandgefahr ausgesetzt. Sie
verändern durch ihre Nadelstreu den Oberboden und blockieren damit das Aufkommen einer
gemischten Naturverjüngung. Besonders hier erscheint lenkender forstlicher Eingriff
weiterhin als notwendig, da sie in absehbarer Zeit sich nicht unbedingt „von selbst“ zu
einem artenreichen Mischwald wandeln würden.
Laubmischbestände sollen bei weitgehend natürlicher Entwicklung zeigen dürfen, welche
Baumartenzusammensetzung in Berlin eine Zukunft haben könnte. Der damit verbundene bewusst
angestrebte Zuwachs des Holzvorrats wirkt als Kohlenstoffsenke und kann angesichts des
heutigen unterdurchschnittlichen Holz- und damit Waldkohlenstoff-Vorrats der Berliner Wälder
für viele Jahrzehnte zum natürlichen Klimaschutz deutlich beitragen.
Wir schlagen daher, ergänzend zum bisher in Berlin ausgewiesenen Prozessschutzwald, ein
Moratorium des Holzeinschlags in diesen Mischwaldbeständen vor. Dieses Moratorium sollte
befristet sein, um in diesem Zeitraum die natürliche Entwicklung der Berliner Wälder unter
den schwierigeren klimatischen Bedingungen zu verfolgen und daraus praktische Schlüsse zu
ziehen. Dabei muss die Entwicklung dieser Waldgebiete durch ein vom Land Berlin finanziertes
kontinuierliches Monitoring verfolgt und ausgewertet werden. Ausgenommen vom Moratorium
wären Baumfällungen, die der Verkehrssicherung dienen oder die aufgrund massiven
Schädlingsbefalls unvermeidlich erscheinen.
Gesunde Wälder wirken wie gigantische Schwämme, die in großem Umfang den Regen speichern und
per Verdunstung wieder an die Umwelt abgeben oder per Versickerung das Grundwasser speisen.
Dieser Kreislauf ist mit den erhöhten Temperaturen und den ausbleibenden Regenfällen gerade
in der sensiblen Wachstumsphase der Bäume und Sträucher gründlich gestört. Am Zulauf von
Wasser mangelt es gerade in der Zeit, in welcher die Bäume aufgrund ihres Wachstums dieses
am meisten benötigen. Es ist daher wichtig und unerlässlich, die Qualität der Berliner
Wälder in der Zurückhaltung und Speicherung von Wasser zu stärken. Hier sind vielfältige
Maßnahmen zu treffen:
Entwässernde Infrastruktur in und an den Wäldern soll zurückgebaut werden.
Noch bestehende Waldmoore sollen erhalten und renaturiert werden.
Die etwa im Spandauer Forst praktizierte Grundwasseranreicherung durch Zuführung von
Flusswasser über Gräben und Teiche sollte auch für andere Waldgebiete überprüft werden.
Die Wiedereinleitung von zureichend gereinigtem Klarwasser aus Klärwerken in waldähnliche
Landschaften, wie in Hobrechtsfelde praktiziert, sollte ausgeweitet werden.
In den Wäldern sollten, wo aufgrund der Bodenverhältnisse möglich, Tümpel angelegt werden,
die abfließendes Regenwasser halten und zugleich der Habitat- und Artenvielfalt dienen
können.
Totholz dient als Wasserspeicher über dem Boden und verbessert langfristig den Humusgehalt
des Bodens. Der Anteil ist möglichst weiter durch Belassung zu erhöhen.
Ein hoher Laubholzanteil (insbesondere Buche) verbessert die Wasserbilanz der Wälder
deutlich positiv. Die Erhöhung des Anteils gilt es zu unterstützen.
Die Bedeutung der Berliner Wälder für die Trinkwassergewinnung kann nicht hoch genug
eingeschätzt werden. Gleichzeitig hat die Trinkwassergewinnung auch Folgen für den Wald.
Zwar sind die Brunnengalerien der Berliner Wasserbetriebe ganz überwiegend an Gewässerufer
gelegt und beziehen so das Wasser aus diesen; doch allein der Saugeffekt zum Land hin führt
dazu, dass auch die Grundwasserbestände im Wald betroffen sind. Am deutlichsten zeigt sich
dies an den für den Klima- und Artenschutz so wichtigen Mooren und Feuchtgebieten im Wald.
Doch auch der Waldbestand selbst kann vom dadurch bedingten Rückgang an Grundwasserbeständen
betroffen sein.
Es ist ein bedauerliches Versäumnis der Berliner Politik, dass Zusammenhänge von
Trinkwassergewinnung und Schwächung der Baumbestände bisher nicht genauer untersucht wurden.
Das muss dringend nachgeholt werden. Zugleich ist es erforderlich, dass der Senat endlich
für alle Brunnengalerien (nicht nur) in Waldgebieten, die seit langem ausstehenden
Fördergenehmigungen zeitnah erteilt, und zwar in einer Weise, welche die Inanspruchnahme der
Waldgebiete, insbesondere der dort gelegenen Moore, minimiert. Außerdem ist zu prüfen, ob
Brunnengalerien, die statt Uferfiltrat Grundwasser in Anspruch nehmen, zum Schutz der Wälder
an den Rand der Fließgewässer verlegt werden können.
Die Berliner Wälder sind auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen aller Art. Daher gilt es,
hier die Artenvielfalt zu schützen, insbesondere in den Waldgebieten unter europäischem
Naturschutz. Dem dient die Förderung eines vielfältigen Bewuchses, die Belassung von
stehendem oder liegenden Totholz, vermehrte Humusbildung und der Erhalt der Feuchtgebiete im
Wald. Reduzierung und Verzicht auf den Einsatz schwergewichtiger Forstfahrzeuge stärken
nicht nur die Widerstandskraft des Waldes, sondern dienen auch dem Schutz der Artenvielfalt.
Die Sicht vom Wald im engeren Sinn ist auf die Freiflächen innerhalb der Wälder und auf die
Flächen am Rande der Wälder auszuweiten. Diese sollten in eine gezielte, den Naturschutz und
die Förderung der Biodiversität einschließende Landschaftsgestaltung eingebunden werden. Es
dient der Förderung der biologischen Vielfalt, wenn hier halboffene Waldlandschaften
gestaltet, Feuchtgebiete und Teiche für die Vogel- und Insektenwelt oder Waldweiden mit
einer hohen Vielfalt an Pflanzen und deren tierischen Nutzern geschaffen werden. Waldränder
sind naturnah und vielfältig zu gestalten. In nicht zur Bejagung freigegebenen Rückzugsorten
sollen Wildtiere Reviere, Verstecke, Nahrungspflanzen und Wasserstellen finden können.
Wir streben eine Holznutzung an, durch die eine möglichst lange stoffliche Speicherung des
gebundenen Kohlenstoffs erfolgt. Eine Verbrennung von geschlagenem Holz aus Berlin in
Kraftwerken kommt auch daher für uns nicht in Frage. Holz aus Berliner Wäldern sollte
möglichst nicht für kurzlebige Produkte wie Papier oder Kartonagen Verwendung finden. In der
Vermarktung von Holz muss der Senat das Vergaberecht mit einer Verwaltungsrichtlinie so
konkretisieren, dass einer stofflichen, langlebigen und wertschöpfenden nachhaltigen Nutzung
Vorrang eingeräumt wird. Selbstwerbungsverträge, mit denen jede Einschlagsfirma bestimmen
kann, was mit dem Holz geschieht, müssen die Holznutzung zur Verbrennung in Berliner und
anderen Heizkraftwerken ausschließen. Die Lieferketten sollen der Öffentlichkeit gegenüber
transparent sein.
Die Rahmenbedingungen für eine Mehrfachverwendung von Waldholz und Altholz sollte über ein
Update des Berliner Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes verbessert werden.
Die Folgen jahrzehntelanger Schadstoffemissionen aus Kraftwerken, Industrie, Verkehr und
Landwirtschaft für die Lebensfähigkeit der Wälder dürfen nicht unterschätzt werden. Erst
recht nicht in Berlin mit seinen teils über lange Zeiträu, teils noch heute betriebenen
Kohlekraftwerken und den vielen Straßen durch seine Wälder. Wir halten daher eine
Wiederaufnahme sorgfältiger Bodenuntersuchungen in den Wäldern Berlins und ihre kompetente
wissenschaftliche Auswertung für notwendig, um eine bessere Einschätzung von Schädigungen
des Waldes zu erhalten.
Unstrittig leidet der Berliner Wald und vor allem sein Tierbestand stark unter den vielen
Straßen. Es sind daher geeignete Maßnahmen zur Verringerung des Autoverkehrs in Waldgebieten
zu treffen, insbesondere in der Zeit der Amphibienwanderungen. Auch ist auf strikte
Einhaltung aller Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten.
Anhaltende Hitze und Trockenheit machen unsere Wälder immer anfälliger für Feuer. Betroffen
sind vor allem Kiefernreinbestände, aber auch Laubmischwälder sind in Dürreperioden einer
erhöhten Brandgefahr ausgesetzt. Der Umbau zu naturnahen Mischwäldern ist essenziell für die
Waldbrandprävention, reicht aber, auch aufgrund der jahrzehntelangen Umsetzungsdauer, nicht
aus. Technische Maßnahmen wie der Ausbau des sensorgestützten Waldbrand-Monitorings, der Bau
und die Instandsetzung von Löschwasserbrunnen, die Waldbrandrisikokartierung oder die
Ausstattung der Berliner Forstämter mit Löschrucksäcken sind ebenso wichtig wie die Anlage
von Waldbrandriegeln und Schutzstreifen, unter anderem mithilfe von Beweidung.
Waldbrandprävention ist eine interdisziplinäre Aufgabe und erfordert eine enge
Zusammenarbeit aller Akteur*innen. Da die meisten Waldbrände auf menschliches Fehlverhalten
zurückgehen, sind zudem Maßnahmen zur Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung
notwendig.
Unsere Wälder sind von enormer Bedeutung für die körperliche und seelische Erholung der
Bevölkerung. Ihre Nutzung zu Erholungszwecken, etwa zum Wandern, Spazieren, Joggen, Rad
fahren oder Reiten hat insbesondere seit der Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Diese
erfreuliche Entwicklung gibt uns den Auftrag, die Nutzung unserer Wälder zur Erholung in
Bahnen zu lenken, die im Einklang mit ihrem Erhalt stehen.
Unsere Wälder sind zudem als Orte der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hoch
einzuschätzen. Die bestehenden waldpädagogischen Zentren, vor allem die Waldschulen, müssen
in ihrer Kapazität und in ihren Tätigkeitsfeldern gestärkt und ausgeweitet werden. Vor allem
ist es wichtig, dass der Zugang zur Waldbildung und damit das Kennenlernen der Wälder für
Kinder und Heranwachsende aus den waldfernen, dicht besiedelten und an Grünflächen
unterversorgten Stadtgebieten erleichtert und gefördert wird. Die Lehrer*innen an diesen
Schulen sollen durch Weiterbildung motiviert werden, auch die Angebote der waldbezogenen
Umweltbildung für Kinder wahrzunehmen.
Eine alle Waldbesuchenden einschließende Weiterbildung vor Ort über den Zustand der Berliner
Wälder, ihre Bedeutung für die Stadt, die Ökologie und das Klima ist wichtig. Wir schlagen
vor, nach dem Vorbild des instruktiven Rundwegs „Wald-Berlin-Klima“ im Grunewald einen
aktualisierten Lernweg von gleicher Qualität im Bereich des Köpenicker Waldes einzurichten.
Vor mehr als 100 Jahren wurde im entstehenden Groß-Berlin mit dem Dauerwaldvertrag
festgelegt, dass Berlin seine ihm gehörenden und erworbenen Waldflächen dauerhaft erhält und
nicht der Zersiedelung preisgibt. An diesem Prinzip halten wir fest und fordern dazu die
förmliche Sicherung des Berliner Waldbestandes im Landeswaldgesetz.
Zudem setzen wir uns dafür ein, dass Berlin bewaldete und baumbestandene Flächen ausweitet,
beziehungsweise wie im Fall des Emmaus-Waldes in Neukölln, dauerhaft schützt. Im Stadtgebiet
halten wir die Anlage von sogenannten Miniwäldern für sinnvoll. Wir sprechen uns für die
Erprobung und Anwendung von Agroforstsystemen auf Flächen der Berliner Stadtgüter aus. Wir
plädieren dafür, dass Berlin auch jenseits der Stadtgrenze weitere Waldgebiete insbesondere
von Privateigentümer*innen erwirbt, etwa um bestehende Flächen zu arrondieren und
schützenswerte Flächen und Prozesse dauerhaft naturnah zu entwickeln.
Der Berliner Wald ist, landesgesetzlich festgelegt, Schutz- und Erholungswald. Daher kommt
die Anlage von Windparks auf ihrer Fläche für uns nicht in Betracht, zumal für Berlin auch
machbare Alternativen vorhanden sind, ohne Wald in Anspruch zu nehmen.
Resumé zum Antrag „Die Berliner Wälder in der Klimakrise“
Unsere Wälder sind zentral für die Daseinsvorsorge Berlins
Sie sind ebenso wichtig für die Lebensqualität unserer Stadt wie für die Klimaanpassung
Unsere Wälder sind im Zuge der fortschreitenden Klimakrise hoch gefährdet
Daher ist es wichtig, ihren Schutz und ihre Bestandserhaltung neu zu überdenken. Dazu haben
wir die folgenden Ideen und Vorschläge:
Mündlich