Veranstaltung: | LDK am 28. Oktober 2020 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 8 Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Hans Joachim Lehnert (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf) |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 20.02.2020, 19:05 |
V07: greentech Messe in Berlin
Antragstext
Der Landesverband von BÜNDNIS 90/DIE GRUENEN setzt sich dafür ein, in Berlin eine greentech
Messe für innovative Zukunftstechnologien zu etablieren.
Begründung
Warum eine Messe?
Auf einer Messe treffen sich Anbieter*innen und Nachfrager*innen. Auf einer Messe werden technische Lösungen präsentiert und solche für eigene Vorhaben gefunden. Auf einer Messe kann man erfahren, wohin der technische Trend geht und welche Handlungsmöglichkeiten bzw. -notwendigkeiten sich daraus für das eigene Unternehmen ergeben. Eine Messe ist ein Marktplatz.
Die grüne Bewegung ist wirtschaftlich nicht untätig. Nachhaltiges, faires Wirtschaften und Leben sind keine Modeanliegen mehr. Dementsprechend hat sich ein munteres Spektrum an Nischenmessen entwickelt. Zumeist geht es um fairen Handel, Ernährung, Konsum, umweltbewussten Lebensstil usw. Deshalb gibt es eine große regionale Streuung. Manche Messen sind „Wandermessen“. Hieran zeigt sich, dass die Umstellung unserer Lebensgewohnheiten als Graswurzelbewegung bereits im vollen Gange ist.
Schnell und radikal müssen aber die Klima- und Umweltkrise, die Energie- und Verkehrswende angegangen werden.. Natürlich bedarf es dazu politischer Rahmenbedingen. Bei der praktischen Umsetzung sind hierzu jedoch in der Regel ein hoher finanzieller und technischer Aufwand, sowie innovative Ideen und Mut zum Risiko von Nöten. Dies legt für entsprechende Produkte einen zentralen Messeplatz nahe. Den es bisher nicht gibt.
Das Bundesumweltamt identifiziert 6 Branchen als Motoren für eine nachhaltige (industrielle) Entwicklung:
- Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie 1.164 Mrd. € 6,4%
- Energieeffizienz 1.491 6,6%
- Rohstoff- und Materialeffizienz 1.048 8,1%
- Nachhaltige Mobilität 988 10,2%
- Kreislaufwirtschaft 210 7,4%
- Nachhaltige Wasserwirtschaft 1.001 4,6%
(mit geschätztem Umsatz 2025 und jährlicher Steigerungsrate bis 2025)
Während diese Branchen 2007 noch 7% am deutschen BSP ausmachten, werden es lt. Bundesumweltamt in 2025 bereits 19% sein.
Siehe auch den greentech Atlas
Allein diese Zahlen rechtfertigen die Einrichtung einer greentech Zukunftsmesse. Natürlich sind die Anbieter*innen von entsprechender Technologie auch heute schon auf Messen vertreten. Z.B. auf der Hannover Messe. „Alte“ und „neue“ Technologien stehen dort einträchtig nebeneinander. Weil Stahl eben Stahl ist? Weiter machen, wie bisher, sollte aber auch in puncto Messewesen keine Lösung sein. Eine grüne Industriemesse würde ein politisches Signal setzen. Könnte eine Aufbruchsstimmung transportieren. Und Anbieter*innen, Nachfrager*innen, Politik, Körperschaften und Verbände gezielt zusammen bringen.
Warum in Berlin?
In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts war Berlin die größte europäische Industriestadt. In Folge des Krieges und der Insellage West-Berlins wanderten große Teile der Industrie ab.. Nach der Wiedervereinigung wurden die Subventionen, die West-Berlin industriell noch am Leben hielten, so abrupt gestrichen, dass dies zu einer erneuten Abwanderungswelle führte. Die Industrie im Osten machte auch dicht. Die Industrie ging, die zumeist ungelernten Arbeiter *innen (spezifische Folge dieser Nachkriegs-Subventionspolitik im Westen) blieben und bildeten zusammen mit der Industriearbeiterschaft Ost-Berlins einen hohen Sockel von Langzeitarbeitslosigkeit.
Andererseits wächst erfreulicherweise die Berliner Wirtschaft in höherem Maße, als der Rest der Republik. Allerdings zumeist im Dienstleistungsbereich, d.h. im Niedriglohnsektor, während in der Industrie (von 1.0 bis 4.0) relativ gute Löhne und Gehälter bezahlt werden. Eine grüne Zukunftsmesse Berlin würde an das Vergangene anknüpfen und dem Zukünftigen eine richtige Richtung geben. In diesem Sinne wäre sie auch als praktische Berliner Industrie(ansiedlungs)politik zu verstehen. Mehr Industrie in Berlin - wobei Industrie heute nicht mehr allein im Blaumann daherkommt - könnte zur Diversität der Einkommen und somit zur Hebung des gesamten Einkommensniveaus führen.
Richtig angepackt, würde eine grüne Industriemesse
- Berlin als starken Motor grüner und nachhaltiger Technologien darstellen (politische Wirkung)
- damit zugleich die Gründerscene stärken
- die Ansiedlung grüner Industrien befördern
- die Anwendung grüner Technologien im Verantwortungsbereich Berliner Verwaltung initiieren
- Politik, grüner Techwirtschaft und Verbänden ein Forum zur Verfügung stellen
Was tun?
Jede Messe braucht einen Veranstalter, der in der Regel die Organisation und das wirtschaftliche Risiko trägt. Es fallen nicht unerhebliche Kosten an. Hallen müssen bei einer Messegesellschaft angemietet und Hallenfläche muss an die Aussteller*innen verkauft werden. Eine Messeteilnahme ist für eine(n) Aussteller*in relativ teuer. Auch Aussteller*innen müssen Nutzen und Kosten abwägen. Es ist deshalb zumeist sinnvoll, dass sich mehrere Verbände zu einer Veranstaltungsgesellschaft zusammen tun. Können wir (Partei, Wirtschaftsverwaltung, Messegesellschaft) dabei helfen?
Mögliche Partner für ein Veranstalterkonsortium wären:
UnternehmensGrün
EntrepreneursForFuture
Bundesverband eMobilität (BEM)
Bundesverband Regenerative Mobilität e.V. (BRM)
Bundesverband Erneuerbare Energie
Bundesverband WindEnergie (BWE) e.V.
Verband der deutschen Biokraftindustrie e.V.
Fachverband Biogas e.V.
(unvollständige Aufzählung)
Die Palette der möglichen Aussteller*innen ist breit und umfangreich. Ein sehr hilfreiches tool stellt das Bundesministerium für Umwelt … mit der greentech Datenbank zur Verfügung:
Hierin sind z.Z. ca. 2.500 Anbieter*innen von greentech Produkten erfasst.
Von der Senatsverwaltung für Wirtschaft sollte ein Signal ausgehen, dass sie ein Projekt greentech Messe befürwortet und bei der Realisierung hilft. Organisatorische und fachliche Hilfestellung durch die landeseigene Messegesellschaft sollte ebenfalls möglich sein. Vielleicht ist auch eine Anfangsförderung auf Grund der Bedeutung für die Zukunft des Wirtschaftens generell, der wirtschaftspolitischen Bedeutung für Berlin und des Imagegewinns für die Stadt möglich?
Die gesellschaftliche und politische Atmosphäre ist reif für ein solches Projekt. Und die Möglichkeiten für eine Realisierung in Berlin sind optimal.
Unterstützer*innen
- Daniela Butsch (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
- Matthias Oomen (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
- Thomas Kowalczyk (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
- Franziska Eichstädt-Bohlig (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
- Roland Hahne (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
- Jörg Staudemeyer (KV Berlin-Kreisfrei)
- Nicole Rudner (KV Berlin-Kreisfrei)