Der Fokus auf die Krise als Grund für die digitalen Unterricht außerhalb von Krisenzeiten, erscheint mir nicht schlüssig. Tatsächlich zeigen auch erste wissenschaftliche Befunde, dass das zentrale Problem von Schüler_innen aus einkommensarmen Familien weniger die fehlenden Endgeräte und mehr die fehlende Tagesstruktur war (siehe Wrase & Allmendinger in ApuZ 12/2020). In jedem Fall ist aber klar, dass in pandemischen Zeiten ganz andere Anforderungen an Schule gestellt werden als in Zeiten, in denen das Treffen im Klassenraum wieder möglich ist. Deshalb sollten wir den Fokus auf tatsächlichen Bedarfe und Ziele von Schulen in den nächsten Jahren legen.
Um Schüler_innen erfolgreich auf das Leben in der digitalen Welt vorzubereiten, brauchen wir in erster Linie nicht digitale Endgeräte, sondern vor allem gute pädagogische Konzepte und Lehrer_innen, die die digitale Welt und ihre Mechanismen verstehen. Deshalb sollten wir den Fokus von der technischen Ausstattung (dem Werkzeug) hin zu den pädagogischen Konzepten verlagern. Nur wenn wir ausreichend geschulte Lehrer_innen haben, die die Mechanismen der immer stärker datafizierte Welt verstehen, können sie dieses Wissen auch an ihre Schüler_innen weitergeben. Diese kritische und nachhaltige Perspektive auf die digitale Welt geht über die Diskussion von FakeNews und anderen (wichtigen) Themen hinaus und beinhaltet u.a. Diskussionen über Data Literacy und Data Justice (https://datajusticelab.org/2020/06/12/djl-publishes-guidebook-on-data-literacy-tools/ und auf Deutsch: https://unblackthebox.org/die-alternative-checkliste/).