Die Mobilität der Zukunft soll ökologisch, einfach zu nutzen und sozial gerecht sein. Mit einer Zweiteilung - Fahrkarte während des Berufsverkehrs und außerhalb dessen fahrscheinlos, werden wir keinem der Ansprüche gerecht.
Die Pandemie zeigt eindrücklich: Es sind die meist schlecht bezahlten, systemrelevanten Berufsgruppen, die in den Stoßzeiten unterwegs sind. Der ÖPNV ist im Berufsverkehr weiterhin voll, während in den restlichen Zeiten deutlich weniger Menschen fahren. D.h. ein Modell wie das Bärenticket wälzt die Kosten auf die Menschen ab, die aufgrund ihrer Lebensumstände und Arbeitsbedingungen nicht flexibel sein können und oft wenig Geld haben und begünstig Gutverdienende, die freier in ihrer Zeiteinteilung sind. Das Bärenticket ist also nicht solidarisch sondern im Gegenteil: sozial ungerecht.
Auch die ökologische Verteilwirkung erreicht es nicht. Im Gegenteil: Der Anreiz für diejenigen, die zu Stoßzeiten fahren, auf das eigene Auto umzusteigen, steigt. Auch die Ökobilanz ist somit negativ.
Zudem besteht der große Hebel eines fahrscheinlosen ÖPNV in seiner einfachen Nutzbarkeit und den Einsparungen, die mit dem Wegfall des Fahrscheins einhergehen: keine Automaten, keine Kontrolleure und insb. kein Tarifsystem, dass stetig entwickelt, unterhalten und mit dem Umland abgestimmt werden muss. Auch hier versagt das Bärenticket auf ganzer Linie. Es muss die gesamte Fahrscheinstruktur erhalten werden und Menschen sind weiterhin gezwungen, zu bestimmten Zeiten ein Ticket zu erwerben. Einsparungen ergeben sich nicht, Zugangsbarrieren bleiben bestehen.