Veranstaltung: | LDK am 22. November 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 11. Verschiedenes |
Antragsteller*in: | Silke Gebel (KV Berlin-Mitte) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 17.10.2025, 09:25 |
V-2: Pflegenottelefon für Berlin – schnelle Hilfe im Pflegekrisenfall
Antragstext
Berlin wird älter und mit dem demografischen Wandel wächst auch die Zahl der Menschen, die
Pflege benötigen. Der größte “Pflegedienst” sind dabei die pflegenden An- und Zugehörigen.
Rund 86% der Pflegebedürftigen leben zu Hause und bekommen Unterstützung aus dem eigenen
Umfeld. Dieses füreinander Einstehen ist Ausdruck von Zusammenhalt und Solidarität und trägt
unsere Gesellschaft.. Unser Dank gebührt allen Menschen in der Pflege, dass sie hier ein
selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Verantwortung für Angehörige zu übernehmen, ist wertvoll – aber auch herausfordernd. Unsere
Aufgabe als Politik ist es da, wo die, die Unterstützung leisten, selbst an Grenzen kommen,
ein Unterstützungsangebot zu schaffen. Mit den Pflegestützpunkten in allen Bezirken und
einer breiten Selbsthilfe- und Beratungsstruktur hat Berlin eine ausgebaute
Pflegeunterstützungslandschaft. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun. Berlin muss Caring
Community werden mit lokalen Sorgestrukturen, Community Health Nurses, damit es erst gar
Ausnahmesituation gibt. Aber als Land Berlin muss es besondere Unterstützung in einer
pflegerischen Krise geben.
Doch bislang fehlt in Berlin eine funktionierende Krisenstruktur für pflegerische Notfälle.
Immer häufiger wird der Rettungsdienst zu Situationen gerufen, in denen keine akute
medizinische, sondern eine pflegerische Notlage besteht. Hamburg hat mit einem
Pflegenottelefon und den daraus folgenden kurzfristig verfügbaren Notpflegeplätzen bereits
eine Lösung für diese Versorgungslücke geschaffen. . Berlin braucht deshalb zu seinen
bewährten Pflegekrisenstrukturen ein Pflegenottelefon. Der Senat muss dieses Modell
schnellstmöglich aufgreifen und umsetzen.
Ziel ist es, pflegebedürftigen Menschen, ihren Angehörigen und Pflegekräfte in akuten
Krisensituationen schnell, niedrigschwellig und bedarfsgerecht Hilfe zu bieten – bevor aus
einer Pflegesituation ein Rettungsdiensteinsatz oder gar eine Notaufnahme wird.
Das Pflegenottelefon soll:
rund um die Uhr erreichbar sein und unmittelbar Hilfe vermitteln,
als Schnittstelle zwischen Rettungsdienst, Pflegeeinrichtungen und
Kurzzeitpflegeplätzen agieren,
über eine digitale Plattform in Echtzeit verfügbare Pflegenotplätze anzeigen und
buchen können,
eng mit der Berliner Beratungsstelle „Pflege in Not“ kooperieren,
auch für Fälle von Gewalt, Überforderung und Krisen in der häuslichen Pflege
ansprechbar sein,
und in das bestehende Gesundheits- und Pflegenetzwerk der Stadt integriert werden.
Der Senat ist nun aufgefordert kurzfristig eine Förderrichtlinie für Pflegenotplätze zu
erarbeiten und gemeinsam mit der Feuerwehr, den Pflegediensten und den Bezirken ein
Umsetzungsmodell zu entwickeln. Denn die, die Care-Verantwortung übernehmen oder auf gute
Pflege angewiesen sind, dürfen nicht alleine gelassen werden. Wir zeigen Herz für
Pflegebedürftige, ihre Angehörigen und professionelle Pflegekräfte.
Begründung
Ende 2023 erhielten 212.000 Berliner:innen Leistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz, über 86% leben zu Hause. Das ist gut, denn zu Hause alt werden zu dürfen ist ein Pfeiler von selbstbestimmtem Leben. Doch die Last der pflegenden Angehörigen wächst und die Herausforderung Pflege in der Hauptstadt der Singles gut zu gewährleisten ist groß. Immer wieder kommt es zu Überlastungsanzeigen und die Statistik zeigt:In Berlin werden Rettungsdienste immer häufiger zu Einsätzen gerufen, die keine medizinischen, sondern pflegerischen Notfälle sind. Diese Notfälle sind Pflegebedürftige, die akut nicht mehr versorgt werden können, Angehörige, die psychisch oder körperlich zusammenbrechen, oder Pflegende, die Überforderung oder Gewalt erleben.
Der Rettungsdienst hat derzeit nur eine Option: den Transport ins Krankenhaus. Das ist für viele Betroffene keine Hilfe – sondern eine Fehlsteuerung.
Hamburg hat mit dem Pflegenottelefon eine Lösung geschaffen: Dort können kurzfristig verfügbare Kurzzeitpflegeplätze über eine zentrale Hotline vermittelt werden. Das System entlastet Rettungsdienst und Krankenhäuser – und hilft Menschen, in Krisensituationen sicher unterzukommen.
Berlin hat mit „Pflege in Not“ bereits eine bewährte Beratungsstelle bei Konflikten und Gewalt in der Pflege. Hier wird Unterstützung niedrigschwellig angeboten und ist eine gute Ergänzung zu den Pflegestützpunkten oder den Kontaktstellen Pflegeengagement. Diese Struktur muss mit einem Pflegenottelefon erweitert werden – um sofortige, praktische Hilfe bei Pflegekrisen zu leisten.
Die grüne Fraktion hat dazu im Abgeordnetenhaus bereits Mittel beantragt. Mit diesem Parteitagsbeschluss bekräftigen wir diesen Kurs und machen deutlich: Berlin braucht ein Pflegenottelefon – als Baustein einer solidarischen, krisenfesten Pflegeinfrastruktur.
Denn niemand darf in einer Pflegesituation allein gelassen werden – nicht Pflegebedürftige, nicht Angehörige und nicht die, die Tag für Tag pflegen.
Unterstützer*innen
- Katja Zimmermann (KV Berlin-Mitte)
- Laura Neugebauer (KV Berlin-Mitte)
- Cedrik Schamberger (KV Berlin-Tempelhof/Schöneberg)
- Rolf Syben (KV Berlin-Kreisfrei)
- Antonia Schwarz (KV Berlin-Kreisfrei)
- Stephan Keichel (KV Berlin-Mitte)
- Sabine Hawlitzki (KV Berlin-Pankow)
- Anne Stahl (KV Berlin-Reinickendorf)
- Lena Renner (KV Berlin-Tempelhof/Schöneberg)
- Susanne Sachtleber (KV Berlin-Mitte)
- Klaus Matthiessen (KV Berlin-Mitte)
- Jonah Hacker (KV Berlin-Mitte)
- Joscha Pocha (KV Berlin-Mitte)
- Michael Oberst (KV Berlin-Pankow)
- Eva Rahner (KV Berlin-Pankow)
- Dustin Eikmeier (LV Grüne Jugend Berlin)
- Christa Markl-Vieto Estrada (KV Berlin-Steglitz/Zehlendorf)
- Stefanie Lucht (KV Berlin-Mitte)
- Lilly Aepfelbach (KV Berlin-Reinickendorf)
- Irmgard Franke-Dressler (KV Berlin-Steglitz/Zehlendorf)
- Sven Drebes (KV Berlin-Mitte)
- Stefan Simon (KV Berlin-Pankow)
- Beate Sattler-Ashoff (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
- Anna Heidenreich (KV Berlin-Mitte)
- Annette Klemm (KV Berlin-Pankow)
- Max von Zimmer (KV Berlin-Mitte)