Veranstaltung: | LDK 2018 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 9 Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | LAG Bündnisgrüne Christ*innen |
Status: | Eingereicht |
Beschlossen am: | 31.03.2018 |
Eingereicht: | 03.04.2018, 13:07 |
V-11: Reformationstag zum gesetzlichen Feiertag machen
Titel
Antragstext
Reformationstag zum gesetzlichen Feiertag machen
Der Landesverband Berlin von Bündnis 90/Die Grünen setzt sich für die Aufnahme des 31.
Oktober -Reformationstag- in das Berliner Sonn- und Feiertagsgesetz als gesetzlichen
Feiertag ein.
Begründung
Mit diesem Antrag greift die LAG die Gesetzgebungsinitiativen aus drei norddeutschen Bundesländern (Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein) mit grüner Regierungsbeteiligung auf, die alle am Anfang dieses Jahres die Einführung des Reformationstags als gesetzlichen Feiertag beschlossen haben bzw. es noch beabsichtigen. Zudem will auch Niedersachen sich dieser Initiative anschließen. Zudem haben alle Ostdeutschen Bundesländer (Sachen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bereits seit längerem den Reformationstag zum gesetzlichen Feiertag erklärt).
Warum also auch Berlin:
Die Berliner Stadtgeschichte ist durch die Impulse der Reformation nachhaltig geprägt worden. Reformation in Berlin bedeutet auch immer die jahrhundertlange Einwanderung von Glaubensflüchtlingen in unsere Stadt. Untrennbar ist dies mit dem Potsdamer Edikt vom 29. Oktober 1685 (Potsdamer Toleranzedikt) verbunden. Durch dieses Edikt erlaubte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm, im Gegensatz zur evangelisch-lutherischen Bevölkerungsmehrheit selber Calvinist, den Hugenotten aus Frankreich sich in Brandenburg niederzulassen. Die Neuankömmlinge führten schon damals zu einer Pluralität und Vielfalt der Bekenntnisse. Bis heute ist diese sichtbar. Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat Berlin eine besonders vielfältige Glaubens- und Weltanschauungslandschaft. Außer der evangelischen Landeskirche und dem Berliner Erzbistum besitzen noch mehr als zwei Dutzend Freikirchen und weitere Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften in Berlin den Körperschaftsstatus. All dies steht ebenso in direkter Verbindung mit der Reformation wie die sprichwörtliche Berliner religiöse Toleranz, wonach jeder nach seiner Fasson seelig werden soll.
Gerade in Zeiten, wie den heutigen, ist die Rückbesinnung auf solche Stadttraditionen der religiösen Toleranz und der Aufnahme von Flüchtlingen wichtig und kann durch die Reformation als gesetzlichem Feiertag zum Ausdruck gebracht werden.
Unabhängig von religiösen oder konfessionellen Überzeugungen ist die Reformation ein Wendepunkt in der Geschichte Europas. Sie ist ein historisches Ereignis, das für einen Aufbruch in vielen gesellschaftlichen Bereichen steht. Sie war eine frühe Emanzipationsbewegung. Indem Luther im Gottesdienst die deutsche Sprache einführte, wurden die Gottesdienste verständlich und die Menschen konnten zum ersten Mal die Predigten hinterfragen. Dies war ein epochaler Paradigemwechsel zu einer selbstbestimmten Religiosität und zur gesellschaftlichen Aufklärung insgesamt. Die Idee des „Ich“ und des Menschen als vernunftbegabtem Wesen erfuhr hierdurch einen ersten Durchbruch, wenn auch vorerst nur im Bereich der Religion. Aber es war eine bedeutende Wegmarke in der gesellschaftspolitischen Entwicklung Europas und damit auch in Deutschland, die heute in unsere modernen und aufgeklärten Rechtsstaaten führten.
Reformation ist auch mit einer technischen Revolution untrennbar verbunden, nämlich dem Buchdruck. Durch den Buchdruck wurden Bücher für eine breitere Allgemeinheit erschwinglich und dies führte zu einer Demokratisierung des Wissens.
Reformation steht für gesellschaftliche Umwälzung, Revolution und das Hinterfragen des Bestehenden. Und auch die Reformation selbst wurde in diesem Bewusstsein hinterfragt.
Das Reformationsfeiern und das Aufarbeitung der dunklen Seiten von Luthers Lehre kein Wiederspruch sind hat die Art und Weise gezeigt, wie die evangelische Kirchen im letzten Jahr 500 Jahre Reformation begangen hat. Luthers Antisemitismus wurde ebenso benannt wie dessen Folgen und der zeitgeschichtliche Kontext.
Zudem zeigen die vielen ökomenischen und interreligiösen Veranstaltungen im Reformationsjubiläum, dass die Rückbesinnung auf diese im 21. Jahrhundert auch immer verbunden sein wird mit einem interreligiösen Brückenschlag.
Antragsende
Änderungsanträge
- V-11-001 (Nikolas Becker (KV Friedrichshain-Kreuberg), Eingereicht)
- V-11-001-2 (Julia Dittmann (Berlin-Kreisfrei KV), Eingereicht)
- V-11-001-3 (Daniela Ehlers (KV Lichtenberg), Eingereicht)
- V-11-002 (Nikolas Becker (Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg KV), Eingereicht)
- V-11-002-2 (Julia Dittmann (Berlin-Kreisfrei KV), Eingereicht)
- V-11-002-3 (Daniela Ehlers (KV Lichtenberg), Eingereicht)
- V-11-002-4 (Landesvorstand (dort beschlossen am: 15.04.2018), Eingereicht)
- V-11-002-5 (Herbert Nebel (KV Charlottenburg-Wilmersdorf), Eingereicht)