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Antrag: | Wir entsorgen die dreckige Stadt: Zero-Waste-Berlin – Eine Zukunft ohne Müll |
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Antragsteller*in: | Nikolai Wolfert, KV Pankow |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 07.04.2018, 21:09 |
Antrag: | Wir entsorgen die dreckige Stadt: Zero-Waste-Berlin – Eine Zukunft ohne Müll |
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Antragsteller*in: | Nikolai Wolfert, KV Pankow |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 07.04.2018, 21:09 |
Wir entsorgen die dreckige Stadt: Zero-Waste-Berlin – Eine Zukunft ohne Müll
Pro Stunde werden in Berlin 30.000 Plastiktüten und 20.000 Einweg-Becher verbraucht. Am Ende
eines Jahres haben die Berliner Haushalte 800.000 Tonnen Restmüll produziert. Das ist zu
viel! Auch wenn Mülltrennung mittlerweile vielerorts zum Standard gehört, Einweg-
Plastiktüten aus dem Alltag verschwinden und viele neue Bewegungen entstehen – seien es
verpackungsfreie Supermärkte oder Repair-Cafés – produzieren wir nach wie vor zu viel Müll.
Wir wollen daher weg von der Müllhauptstadt Berlin und hin zur Zero Waste-Stadt.
Müll ist eine enorme ökologische und soziale Belastung. Seine Entsorgung schädigt Wasser,
Boden und Luft. Plastik landet in den Weltmeeren und bedroht den Lebensraum vieler Arten,
viele Entwicklungsländer werden regelrecht zur Müllkippe der Industrienationen. Wertvolle
Rohstoffe landen ungenutzt im Müll, obwohl wir sie dringend für neue Produkte benötigen,
weil die Ressourcen endlich sind, aber auch, weil viele Rohstoffe unter ausbeuterischen
Bedingungen und im Raubbau an der Natur abgebaut werden – mit hohen ökologischen und
sozialen Kosten. Die in Computern oder Handys benutzten Seltenen Erden sind hier nur das
bekannteste Beispiel.
Und Müll nervt. Einwegbecher und Pizzaverpackungen landen allzu oft nicht im Papierkorb,
sondern in unseren Grünanlagen oder auf dem Gehweg. Matratzen und Kühlschränke werden nicht
beim Recyclinghof entsorgt, sondern an der nächsten Straßenecke. Berlin vermüllt. Eine
lebenswerte Stadt geht anders.
All dies wollen wir ändern. Wir wollen Müll vermeiden und Ressourcen bestmöglich nutzen. Wir
wollen unsere Stadt sauberer und lebenswerter machen. Berlin ist bunt, vielschichtig und
alternativ – und das wird es bleiben. Aber unnötige Müllberge zu produzieren oder seinen
Abfall im öffentlichen Raum zu entsorgen ist weder cool noch vernünftig und erst recht nicht
ökologisch.
Für Bündnis 90/Die Grünen Berlin ist es ein zentrales Anliegen dieser Legislaturperiode, das
Müllaufkommen drastisch zu senken, den vorhandenen Müll besser und ökologischer
wiederzuverwerten und die Stadt endlich auf den Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft zu
bringen. Dafür haben wir das Leitbild „Zero Waste“ in den rot-rot-grünen Koalitionsvertrag
verhandelt. „Zero Waste“ – das bedeutet „Leben ohne Müll“. Klar: Ganz ohne Müll wird es
nicht gehen. Aber Müll zu vermeiden, mehr wiederzuverwenden, unvermeidbaren Müll optimal zu
recyceln und den nicht recyclebaren Müll energetisch zu nutzen und am Ende nichts zu
deponieren – das ist unsere Vision und auf diesen Weg muss sich Berlin machen.
Wir Grünen nehmen unsere Verantwortung ernst und bauen Berlin daher zusammen mit unseren
beiden zuständigen Senatorinnen Regine Günther und Ramona Pop zur Zero Waste-Stadt um. Die
grüne Fraktion im Abgeordnetenhaus hat im Doppelhaushalt 2018/19 bereits viel für dieses
Ziel erstritten und die Voraussetzungen sind gut. So stellen wir für Strategie und Umsetzung
im Bereich Zero Waste fast eine Million Euro zur Verfügung.
Bessere Strukturen, bessere Informationen
Unser Ziel ist es, den Restmüll in der Grauen Tonne deutlich zu senken und so die
Müllverbrennung in Berlin langfristig herunterzufahren anstatt sie auszubauen. Um all das zu
erreichen, wird es nötig sein, an vielen verschiedenen Stellschrauben zu drehen und viele
Maßnahmen in Angriff zu nehmen. Hierfür setzen wir auf deutlich mehr Informationen, besseren
Service und eine verbesserte Tarifstruktur, die auch die jeweiligen ökologischen Kosten
ausdrückt. Wir sind davon überzeugt, dass die Berliner*innen ihren Müll korrekt entsorgen,
wenn klar wird, wieso dies ökologisch angebracht ist und was genau mit dem Abfall geschieht.
Die Arbeiten für das Berliner Abfallwirtschaftskonzept für den Zeitraum 2020 bis 2030 laufen
auf Hochtouren. Wir werden die gesetzlich verpflichtende Abfallhierarchie endlich auch in
Berlin Realität werden lassen: Abfallvermeidung vor Wiederverwendung vor Recycling
(stofflicher Verwertung) vor energetischer Verwertung vor Verbrennung. Bisher wird unser
Müll vor allem verbrannt während z.B. Repair-Initiativen vor Ort von steigenden Mieten
bedroht sind. Hier müssen wir gegensteuern!
Was es nicht gibt, stört auch nicht – Müll vermeiden
Der beste Müll ist der, den es gar nicht gibt. So banal der Satz auch klingen mag, so
ambitioniert ist er. Der Großteil des heutzutage produzierten Mülls könnte vermieden werden.
Dies zu fördern und am Ende zu erreichen ist daher ein Herzensanliegen grüner Politik.
Reparieren statt wegschmeißen, tauschen und teilen statt entsorgen
Nur weil der Mixer nicht mehr funktioniert, gehört er noch lange nicht auf den Müll. Und
wenn die Eine für etwas keine Verwendung mehr hat, heißt das noch lange nicht, dass der
Andere damit nichts mehr anfangen kann und das Ding weggeschmissen werden muss.
Hochwertig verwerten statt verbrennen
Uns ist bewusst, dass wir nicht jeden Abfall vermeiden können und nicht alles repariert,
getauscht oder geteilt werden kann. Unser Ziel ist es daher, dass alles, was dann noch übrig
bleibt, bestmöglich verwertet wird. Auch hierfür werden wir einige Maßnahmen ergreifen.
Alle Partner ins Boot holen
Die BSR ist bereits sehr modern und innovativ. Sie ist ein wichtiger Partner im Kampf gegen
ein vermülltes Berlin. Gemeinsames Ziel muss es sein, dass die BSR statt mit Müllabholung
und Müllverbrennung ihr Geld noch stärker mit Abfall-Service verdient. Als Landesbetrieb
wollen wir sie zu einem Zero Waste-Unternehmen umbauen. Niemand sonst hat so viel Erfahrung
und Ahnung vom Berliner Müll. Das wollen wir nutzen und gemeinsam mit der BSR neue Wege
bestreiten.
Aber auch die privaten Entsorger sind wichtige Akteure für einen ressourceneffizienteren
Umgang mit Abfällen. Mit innovativer Technik leisten sie bereits einen wichtigen Beitrag
dafür. Auch sie sind gefordert, dass Berlin dem Leitbild Zero Waste näherkommt. Oftmals
rächt es sich, dass die Abfallwirtschaft in weiten Teilen ein privatisierter Markt und der
kommunalen Regulierung weitestgehend entzogen ist. Sehr deutlich mussten das die
Berliner*innen beim Altglas spüren, als die Dualen Systeme vor einigen Jahren begannen, die
von vielen geschätzte haushaltsnahe Altglastonne durch Glascontainer zu ersetzen. Immerhin
ist es der neuen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gelungen, mit dem
Dualen System einen Kompromiss zu finden, bei dem über 60.000 Altglas-Tonnen in den Berliner
Häusern verbleiben können und nicht wie ursprünglich geplant alle abgezogen und durch
Glascontainer-Plätze ersetzt werden. Das begrüßen wir sehr.
Außerdem wollen wir das zivilgesellschaftliche Engagement in den Kiezen unterstützen und den
Bewusstseinswandel gerade auch bei Schüler*innen und Jugendlichen befördern, denn
„Abfallvermeidung und Recycling lebt vom Mitmachen“. Dazu werden wir Aktionen, wie sie
beispielsweise über die Senatsumweltverwaltung, die bezirklichen Umweltämter oder die
Stiftung Naturschutz gefördert werden können, ausbauen und fördern.
Saubere Stadt
Wir wollen Berlin noch lebenswerter machen. Wir lieben unser Berlin, gerade auch weil es
nicht immer nur sauber und alles super geleckt ist. Aber es ist ein Unterschied, ob Berlin
einen alternativen Flair hat oder ob Müll und Dreck überall herumliegen, stören und stinken.
Eine saubere Stadt, in der der öffentliche Raum für alle nutzbar ist, ist auch eine soziale
Frage. Wir wollen, dass Kinder bedenkenlos auf dem Spielplatz toben können und Parkbänke für
alle zum Verweilen einladen. Hundekot auf dem Gehweg, Spritzen in Sandkästen oder alte
Matratzen auf der Straße sind weder cool noch lässig, sondern stören alle. Saubere Wege,
saubere Parks und saubere Spielplätze sind für uns daher kein Nice-to-have sondern eine
elementare Bedingung für eine lebenswerte Stadt.
Die ersten Erfahrungen mit der Park- und Waldreinigung durch die BSR zeigen dabei sehr
positive Erfolge. Deshalb werden wir dies jetzt weiter ausbauen und nehmen weitere Parks und
Waldflächen mit in diesen Pilotversuch auf. Wir unterstützen dabei prinzipiell das Vorhaben,
die Reinigung der Stadt aus einer Hand durchzuführen. Wir sagen aber auch ganz klar: Die
Reinigung der Parks durch die BSR darf nicht zu Lasten der Bezirke geschehen. Es ist gut,
wenn Geld wieder in die Pflege und Hege des Grüns geht und von den Bezirken nicht für
Reinigungsaufgaben verwendet werden muss. Aber gerade deshalb sollte dieses Geld den
Bezirken auch weiterhin vollumfänglich zur Verfügung stehen und muss sogar ausgeweitet
werden.
Die Bezirke müssen endlich wieder in die Lage versetzt werden, die qualitativen Ansprüche an
gepflegte und hochwertige Grünanlagen wirklich umsetzen zu können.
Bei unserem Engagement für mehr Sauberkeit wollen und werden wir die Angebote so verbessern,
dass sie von den Berliner*innen angenommen werden und praktikabel sind. Anstelle von Müll-
Sheriffs, die öffentlichkeitswirksam und teuer jeden kleinen Müllsünder jagen sollen, ist
unser Ziel, es gar nicht dazu kommen zu lassen. Statt einer neuen Spezialgruppe wollen wir
die zuletzt kaputt gesparten Ordnungs- und Umweltämter weiter stärken und ausbauen.
Insbesondere die Verfolgung von illegal abgeladenem Müll auf öffentlichen Straßenland, in
Parks und Wäldern ist dabei eine wichtige Aufgabe. Das zuständige Ordnungsamt ist der
Experte, der je nach Bezirk und Kiez seine Schwerpunkte selbst legen sollte und muss. Ist es
an einem Ort der Sperrmüll, der zum Problem wird, sind es andernorts die Abfälle durch
Grillen und Picknick. Auch hier können neben mehr Mülleimern auch regelmäßige Rundgänge von
Ordnungsamtsmitglieder sinnvoll und hilfreich sein.
Ganz besonders liegen uns die Initiativen in den Kiezen am Herzen. Wer bei sich vor Ort eine
gemeinschaftliche Reinigung oder einen probeweisen Sperrmülltag organisieren will, sollte
von Ämtern und der BSR unterstützt werden. Je näher am Menschen die Maßnahmen sind, desto
effektiver und akzeptierter können sie sein.
Berlin wird nicht nur sauberer, sondern auch ökologischer. Trotz einer wachsenden Stadt
werden wir den Müll verringern und die „Müllhauptstadt Berlin“ zur Zero-Waste-Stadt umbauen.
Die ersten Schritte dazu sind bereits getan, viele weitere werden noch folgen.
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