Der Billigflieger easy Jet hat in der letzten Woche mit einer groß angelegten weltweiten Werbekampagne angekündigt den CO2-Ausstoß für alle Flüge auszugleichen (siehe: https://www.youtube.com/watch?time_continue=12&v=ROCpXC0Pl9M&feature=emb_logo). Weltweit haben die Medien darüber berichtet. "Von heute an wird Easyjet die erste große Airline sein, die die CO2-Emissionen aus Treibstoff für alle ihre Flüge für alle ihre Kunden ausgleicht", kündigte Easyjet in einem Kommuniqué an. Es handelt sich jedoch dabei um Greenwashing, also den Versuch, sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen a. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen. Das Unternehmen will in diesem Jahr 29 Mio. EUR dafür bereitstellen. Es handelt sich letztlich um eine preisgünstige weltweite Werbe- und PR-Aktion des Unternehmens. "29 Millionen Euro, das sind pro verkauftem Easyjet-Flugticket umgerechnet 30 Cent. Ein Schnäppchen. (...) wer selbst kompensiert, muss dafür ein Vielfaches von 30 Cent zahlen. Beim Anbieter myclimate beispielsweise kostet die Kurzstrecke von Berlin nach Wien 4 Euro - oder die nach Mallorca 7 Euro." Experten sehen darin eine Mogelpackung. "Die Klimawirkung des Luftverkehrs geht weit über die CO2-Emissionen hinaus", sagt Martin Schmied, Abteilungsleiter Verkehr, Lärm und räumliche Entwicklung beim Umweltbundesamt. "Wasserdampf, Stickoxide und andere Abgase haben bedeutende Auswirkungen auf das Klima" - besonders in großen Flughöhen. Außergewöhnlich niedrig sind auch die Preise pro kompensierter Tonne CO2, die Easyjet angibt. Nur ungefähr 3,50 Euro will das Unternehmen für Zertifikate aus Klimaschutzprojekten zahlen. "Wenn man die Zertifikate aus dem europäischen Emissionshandel herauskaufen würde, würde eine Tonne deutlich mehr als 20 Euro kosten", sagt Experte Schmied vom Umweltbundesamt. Führende Kompensationsanbieter wie myclimate oder atmosfair verlangen 23 Euro pro Tonne.
"Easyjet versucht hier, etwas richtig zu machen, es aber nicht zu teuer werden zu lassen", sagt Klimaforscher Creutzig. Dabei könnte das Unternehmen schon heute all seine klimaschädlichen Emissionen kompensieren. Nur würde das ein Vielfaches der 25 Millionen Pfund kosten. Und dazu ist Easyjet offensichtlich nicht bereit." Die Emissionen der Fluggesellschaften stiegen in den letzten drei Jahren um mehr als 20 % an. "Greta Thunberg und ihre Anhänger haben "Flugscham" zum geflügelten und in der Branche verhassten Wort gemacht. Schlimmer noch für Easyjet und Co.: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Vizekommissionschef Frans Timmermans, das deutsche Umweltbundesamt, das niederländische Parlament, internationale Wissenschaftler und Naturschützer fordern eine Kerosinsteuer - die gerade Billigflüge spürbar verteuern würde." (siehe: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/easyjet-und-co2-kompensationen-klima-retten-zum-billigpreis-a-1297657.html).
Wir sollten easy Jet beim Wort nehmen und eine Kompensation für alle Flüge am BER verlangen, denn dies schafft dann auch gleiche Wettbewerbschancen und vermeidet Wettbewerbsverzerrungen zwischen den Fluggesellschaften in einem oligolpolistischen Markt, denn bei voller Kompensation würden die Flugpreise bei den Billigfliegern steigen, was ja von uns erwünscht ist - auch wenn in unseren Kreisen Reden und Handeln manchmal noch weit auseinander liegen. Deshalb heißt es bzgl. des Fliegens, reden und Handeln in Einklang zu bringen.
Dies gilt auch für die Fluggesellschaften. Nebeneffekt wäre, das die zahlreichen Berlintouristen*innen und Geschäftsreisenden bereit sind, sich für eine nachhaltige Entwicklung des Berlintourismus, des Flugverkehrs einzusetzen und für die externatilierten Kosten des Flugverkehrs Verantwortung übernehmen. Diese nachhaltig handelnde Gäste sind uns in Berlin sehr willkommen. Nebeneffekt wäre auch, dass der von Visit Berlin entfachte, mittlerweile überbordende Boom im Berlintourismus (Negativeffekte in den Stadtteilen z. B. airnb, zu viele Party-Wochenendtouris, Gentrifizierung etc.) begrenzt werden könnte. Berlin ist als Metropole ist eine Marke in der Welt und zieht viele Menschen wegen der noch guten Lebensqualität und Kultur an. Damit wären auch die ständigen Debatten um die Erweiterung des BER beendet, obwohl der BER noch gar nicht eröffnet ist. Der BER ist ja bisher seit vielen Jahren der einzige Flughafen auf der Welt, der CO2-frei ist. So fordert der Chef von "Visit Berlin", Burkhard Kieker, in der Morgenpost vom 28. Nov. 2019 in seiner sog. Potentialanalyse min. 15 weitere Langstreckenflüge: "Jede zusätzliche Langstreckenverbindung bringt mehr Arbeitsplätze und mehr Wertschöpfung in die Region". Da kann ich als Volks- und Betriebswirtschaftler nur antworten, dass dies nun wirklich eine sehr verkürzte Darstellung unseres Wirtschaftssystems und neoliberaler Bullshit ist!