Veranstaltung: | LDK 2017 |
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Tagesordnungspunkt: | T-9 Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Hannah Neumann, Stefanie Remlinger |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 27.11.2017, 11:18 |
Antragshistorie: | Version 1 |
V-03 NEU: Integration durch Bildung – Wie das Ankommen im Schul- und Ausbildungssystem gelingen kann
Antragstext
Integration durch Bildung – Wie das Ankommen im Schul- und Ausbildungssystem
gelingen kann
Im Jahr 2015 stieg die Zahl der nach Deutschland kommenden Asylsuchenden und
Kriegsflüchtlinge stark an. Unter ihnen waren viele unbegleitete Minderjährige
und Familien; die Zahl der zu beschulenden Kinder mit wenig bis keinen
Deutschkenntnissen stieg in Deutschland und auch in Berlin stark an. Im
Vergleich zur Zuwanderung in vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind unter den
derzeitigen Flüchtlingen viele Menschen mit geringer oder auch gar keiner
formalen schulischen Vorbildung. Um die ankommenden Kinder und Jugendlichen
angemessen beschulen zu können und sie schrittweise an den Regelunterricht heran
zu führen, wurden vermehrt so genannte Willkommensklassen ins Leben gerufen. Zu
Beginn des Schuljahrs 2014/2015 gab es bereits 257 dieser „Lerngruppen für
Neuzugänge ohne Deutschkenntnisse“. Mit Stand Ende Juni 2017 besuchten in Berlin
12.105 Schüler*innen 1.051 Willkommensklassen an Grund- und Oberschulen sowie
beruflichen Schulen. Diese Klassen waren von Anfang an nur als Ankommensstation
und pädagogisches Instrument für einen möglichst schnellen Spracherwerb gedacht,
der zum Besuch der Regelklassen befähigen sollte. Dieser möglichst schnelle
Übergang ist klares Ziel der Willkommensklassen, auch wenn keine starre Frist
definiert ist, wie lange man in Willkommensklassen bleiben kann. Richtgröße für
die jüngeren Kinder, insbesondere im Grundschulalter, sollte sein: maximal ein
Jahr. Je älter die Jugendlichen sind, die zu uns kommen, desto flexibler und
individueller müssen die Wege sein. Der Übergang in Regelangebote wird hier oft
nicht so schnell gelingen. Grundsätzlich soll es aus unserer Sicht jedoch keine
Schule geben, an der nicht zumindest zum Teil integrativ bzw. inklusiv beschult
wird. So können Kinder und Jugendlichen von Anfang an Kontakte zu den
Regelklassenschüler*innen knüpfen, Begegnungen erleben und werden im schulischen
Alltag nicht als abgetrennte, besondere Gruppe wahrgenommen.
Die Entwicklung der letzten drei Jahre zeigt, dass die Zahl der Geflüchteten
zwar rückläufig ist, sich allerdings auf einem Niveau verstetigt, das eine
grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Frage ihrer Integration in das
Bildungssystem notwendig macht. Willkommensklassen wird es noch eine ganze Zeit
lang geben. Damit Kinder und Jugendliche möglichst schnell den Übergang in das
allgemeine (Berufs-)Bildungssystem bzw. in die Arbeitswelt schaffen, gilt es die
Zeit in den Willkommensklassen möglichst effizient zu nutzen und die Übergänge
optimal zu gestalten. Statt einer Kette kurzfristiger Notlösungen brauchen wir
daher endlich ein umfassendes Konzept, dass es uns in den nächsten Jahren
ermöglicht, die ankommenden Kinder sinnvoll zu beschulen, um ihnen die
bestmögliche Bildung zu ermöglichen und ihre Integration zu erleichtern.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben dieses Thema in Berlin von Anfang an aktiv und
kritisch begleitet, über Fachgespräche, Anfragen und Anträge und im Austausch
vor allem mit Schulleitungen, Lehrkräften, Gewerkschaften und
Migrantenselbstorganisationen. Auf der Basis dieser Erfahrungen halten wir das
nachfolgende Handlungspaket für erforderlich:
Entwicklung eines Berliner Rahmenplans für die Beschulung neu ankommender Kinder
in Willkommensklassen bzw. Regelklassen
In Berlin wird zur Zeit an über tausend Willkommensklassen unterrichtet. Einige
Schulen haben schon jahre- bis jahrzehntelange Erfahrungen mit diesen besonderen
Lerngruppen gesammelt. Dennoch wurde nur für den Bereich der beruflichen Schulen
ein Curriculum entwickelt, das Bausteine enthält, wie Schüler*innen auf den
Übergang in Regelklassen vorbereitet werden sollen. Ansonsten bleiben nach wie
vor die jeweiligen Schulen bzw. einzelnen Lehrkräfte bei der Entwicklung
eigenständiger Lehrpläne und –methoden auf sich allein gestellt, in einem teils
zeitraubenden Prozess. Systematischer Wissenstransfer zwischen den Lehrkräften
und Schulen findet kaum statt. Auch gibt es bisher keine Übersicht über
Lehrmaterialien, die für den Unterricht genutzt werden könnten. Die Entwicklung
und der Austausch von Unterrichts-Materialien, Konzepten und Curricula würde
hier Synergieeffekte erzeugen, die Beschulung in Willkommensklassen
professionalisieren und die Beschulung von neu ankommenden Kindern in
Regelklassen (im Falle einer Aussetzung der Willkommensklassen) erleichtern.
Daher schlagen wir vor:
1. Eine Bestandsaufnahme, Evaluation und Wirksamkeitsanalyse bestehender
Konzepte sowie existierender Lehrmaterialien und –methoden zur Beschulung von
Kindern in Willkommensklassen durch eine Fachkommission.
2. Die Entwicklung von Richtlinien für Schulleitungen im Hinblick auf den
Personaleinsatz, insbesondere über das Deutschlernen hinaus.
3. Jugendlichen frühzeitig die Möglichkeit zur Teilnahme an vertiefter
Berufsorientierung, echtem Dualen/Produktivem Lernen und Angebote von
Fachunterricht (WAT) zu ermöglichen.
4. Altersspezifisch differenzierte Standards und Bedingungen für den Übergang
der Kinder und Jugendlichen in den Regelbetrieb und in Ausbildung zu
beschreiben.
5. Einen Austausch über Good Practices sowie über die zur Verfügung stehenden
Unterstützungssysteme, moderiert von den regionalen Schulaufsichten zu
etablieren. In pädagogischen Fachkonferenzen sollen individuelle Erfahrungen der
Lehrkräfte aus der Praxis und die bisher meist selbst konzipierten
Unterrichtsmaterialien und Erfahrungen des Gelingens ausgetauscht werden.
6. Die Entwicklung eines Konzepts zur Fortsetzung der Förderung der
zugewanderten Kinder und Jugendlichen auch nach dem Übergang in Regelklassen.
7. Eine wissenschaftliche Begleitung und Fallstudien darüber, ob, wie gut und
innerhalb wie langer Zeiträume die Übergänge gelingen. Wir wissen darüber viel
zu wenig!
Diese Angebote und der Rahmenplan dürfen sich nicht auf den reinen Deutsch-
Spracherwerb beschränken. Fragen des Bildungssystems insgesamt müssen adressiert
werden, ebenso gilt es, Konzepte für den Stofferwerb in zentralen Fächern zu
entwickeln sowie Hinweise und Angebote für die alltagspraktische Orientierung
(wo kann man Freizeit verbringen, einkaufen gehen, wie öffentliche
Verkehrsmittel nutzen usw.) zu vermitteln.
Einführung einer Bildungsberatung für Familien und junge Erwachsene in
Erstaufnahme-Einrichtungen
Bildung und Bildungsabschlüsse besitzen in Deutschland einen hohen Stellenwert.
Deswegen ist es wichtig, dass neu ankommende Familien und junge Erwachsene das
Bildungssystem und die ihnen offen stehenden Möglichkeiten verstehen. So bauen
Eltern Berührungsängste ab und können ihre Kinder bestmöglich bei der
Integration in das Schulsystem unterstützen. Eine entsprechende, frühzeitig
einsetzende Bildungsberatung gibt es bisher nicht. Die Kinder und Jugendlichen
werden von den regionalen Schulaufsichten weitestgehend nach Alter und freien
Kapazitäten an die Schulen verteilt. Insbesondere werden alle Jugendlichen über
16 Jahre direkt an die Oberstufenzentren geschickt. Nur für Unbegleitete
Minderjährige gab es bisher eine Einzelfallprüfung, inwieweit sie vielleicht
auch ein Gymnasium oder eine Hochschule besuchen könnten. Um früh den Grundstein
für eine optimale Bildungskarriere neu ankommender Kinder und Jugendlicher zu
legen, schlagen wir vor:
8. Die Einführung einer Bildungsberatung für Familien und junge Erwachsene in
Erstaufnahmeeinrichtungen als Regelangebot.
9. Den Aufbau einer mobilen Beratungseinheit, die Schulen und/oder neu .
ankommenden Familien und jungen Erwachsenen auf Anfrage weitere
Beratungsangebote macht.
10. Eine möglichst weitgehend standardisierte und dokumentierte,, fachlich
untermauerte Erhebung der vorhandenen schulischen und beruflichen Vorkenntnisse
und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen.
Mehr Unterstützung und eine langfristige Perspektive für die Pädagog*innen in
den Willkommensklassen
Die Leistung der Berliner Schulen, innerhalb kurzer Zeit über 20.000 Kinder
zusätzlich in ein ohnehin ausgelastetes System aufzunehmen, ist bewundernswert
und wir danken allen Lehr- und Fachkräften für diese Kraftanstrengung. Über
tausend neue Lehrkräfte sind seit 2014 speziell für die Willkommensklassen
eingestellt worden. Die Mehrheit dieser Pädagog*Innnen verfügt nicht über die
klassische Lehramtsbefähigung. Gleichzeitig stellen sie sich der vielleicht
herausforderndsten Aufgabe, die wir im Schulsystem derzeit zu bewältigen haben;
mit bisher wenig bis keiner Unterstützung durch Erzieher*innen oder
Sozialarbeiter*innen, obwohl viele der ankommenden Kinder und Jugendliche auf
ihrer Flucht traumatischer Erfahrungen gemacht haben. Die Leistung der
Fachkräfte in Willkommensklassen wollen wir anerkennen und ihre berufliche
Situation verbessern. Daher wollen wir:
11. Eine dauerhafte Beschäftigungsperspektive für Lehrkräfte, die zur Zeit in
Willkommensklassen unterrichten. Also: keine Jahresverträge mehr und die
Entwicklung von Weiterqualifizierungsangeboten, die einen Übergang in den
regulären Schuldienst ermöglichen. Dies ist ob des gegenwärtigen Lehrermangels
in Berlin ohnehin geboten.
12. Eine ausreichende Unterstützung durch Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen
und Pädagogische Unterrichtshilfen in den Klassen und für den gesamten Zeitraum,
in dem die Kinder noch besondere Förderung brauchen. Diese besondere Förderung
darf nicht mit dem Tag des Übergangs in die Regelklassen enden!
13. Eine stärkere Verknüpfung des Lehrkräfteeinsatzes in Sprachlernklassen und
Regelbetrieb
14. Deutsch als Zweitsprache (wieder) zum ordentlichen Schulfach machen.
15. Allen Lehrkräften und Erzieher*innen ein einschlägiges Fortbildungsangebot
unterbreiten.
Strukturelle Unterstützung der didaktischen Arbeit durch Kulturmittler*innen in
der Ankommensphase
Neben der Vermittlung von Sprachkenntnissen und Unterrichtsinhalten ist
Integration eine zentrale Aufgabe in den ersten Jahren des Ankommens von Kindern
und jungen Erwachsenen. Die Kinder und Jugendlichen kommen mit sehr
unterschiedlichen Erfahrungen und auf verschiedenen, oftmals traumatischen Wegen
in unser hochformalisiertes, bürokratisiertes Land mit seiner freiheitlich
demokratischen Grundordnung. Vieles, was für uns selbstverständlich ist, ist für
die Neuankömmlinge ein Buch mit sieben Siegeln. Unterschiedliche Lern- und
Arbeitskulturen, unterschiedliche Werte und Sozialisationen rufen Fragen, aber
auch Konflikte hervor, die alle am Bildungsprozess Beteiligten überfordern
können. Im Schulalltag fehlt bisher leider oft nicht nur die Zeit, sondern auch
das Handwerkszeug für die Bearbeitung von sprachlichen, interkulturellen oder
auch interreligiösen Konflikten. Fehlendes Verstehen, gerade in der
Anfangsphase, führt schnell zu gegenseitigem Misstrauen, zu Gefühlen von
Hilfslosigkeit und Ausgegrenztsein bzw. Überforderung, im schlimmsten Fall sogar
zu Hass, Gewalt und Radikalisierung. Darum wollen wir:
16. Eine bessere Ausstattung von Schulen mit Willkommensklassen mit
Kulturmittler*innen, die Arbeit im Klassenverband begleiten, Elterngespräche
unterstützen und die Kinder und ihre Familien auch nach dem Übergang in
Regelklassen weiter begleiten und unterstützen.
17. Die Entwicklung von Konzepten für den Austausch zwischen Kindern in
Willkommensklassen und Kindern in Regelklassen und finanzielle Unterstützung für
ihre Durchführung. Peer Education, also das Lernen der Schüler*innen von
Gleichaltrigen, wie etwa im Konzept der Bildungsbande, ist ein zentraler
Baustein für gelingende Integration.
18. Eine Ausweitung niedrigschwelliger Angebote zur Radikalisierungsprävention
für Jugendliche und junge Erwachsene, sowie von Beratungsangeboten für
Lehrkräfte. Diese Projekte sollten aktiv Schulen und Lehrkräfte ansprechen und
Projekte, sowie Beratungsgespräche vor Ort anbieten.
Verbesserung der Infrastruktur an verstetigten Willkommensklassen
An vielen Schulen zeichnet sich ab, dass sie dauerhaft Willkommensklassen haben
werden. Dennoch entsprechen die Rahmenbedingungen immer noch einem ad-hoc
Betrieb. So werden Willkommensklassen teilweise an separaten Orten unterrichtet
und es findet selbst in den Pausen kein Austausch mit anderen Schüler*innen
statt. Oder die Essensversorgung ist schwierig, da die Essensausgabe in
Erstaufnahmeeinrichtungen morgens erst nach Schulbeginn anfängt und
Schüler*innen ohne Frühstück in den Tag starten. Oder es gibt keine
Infrastruktur um eine Versorgung mit Mittagessen zu gewährleisten. Bei solchen
Problemen wurde bisher allenfalls Flickschusterei betrieben, mit dem Verweis auf
die nur kurzfristig hohe Zahl an neu ankommenden Kindern. Diese Situation gilt
es nun grundlegend anzugehen. Kinder in Willkommensklassen dürfen bei allen
Planungen nicht immer nur nachrangig berücksichtigt werden. Daher schagen wir
vor:
19. Eine stärkere Steuerung der Zuweisung der Sprachlerner*innen an die Schulen
und eine gerechte Verteilung über die gesamte Stadt. Die Kinder und Jugendlichen
dürfen nicht von Bezirk zu Bezirk, von Sekundarschule zu OSZ oder an Orte wie
die Teske-Schule hin und her bzw. weggeschoben werden.
20. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen nicht mehr automatisch an Oberstufenzentren
verwiesen werden. Ihr individueller Bildungsstand (aus dem Heimatland) und ihre
Entwicklungsperspektiven müssen individueller betrachtet werden. Der
Schüler*innenstatus und die Orientierung auf Bildungsabschlüsse soll möglichst
lang erhalten bleiben.
21. Die zugewanderten Kinder und Jugendlichen müssen das Recht haben, einen
Schulplatz zu behalten auch bei Umzug der Familie, um den Lern- und
Integrationsprozess auch auf der Beziehungsebene nicht mehrfach zu unterbrechen,
so auch die Lehrkräfte zu entlasten und den Schulen die Anwendung von
integrativen Konzepten zu erleichtern
22. Die Beschulung von Willkommensklassen auf dem Schulgelände von Regelklassen
sicher zu stellen und notfalls dahingehende Baumaßnahmen zu unterstützen.
23. Die Essensversorgung von Kindern in Willkommensklassen durch die Anpassung
der Rahmenbedingungen in Erstaufnahmeeinrichtungen zu gewährleisten und die
Essensversorgung am Mittag finanziell und logistisch sicher zu stellen.
24. Den Aufbau eines Beratungsteams auf Landesebene, das Schulen mit
Willkommensklassen bei logistischen und organisatorischen Problemen beratend zur
Seite steht.
25. Für einen fließenden, erfolgreichen Übergang sicher zu stellen, dass die
Kinder in den Willkommensklassen von Anfang an an allen Angeboten des
Schullebens teilnehmen können (Schulessen, Ausflüge, Schüler*innenvertretung
etc.). Dazu müssen sie auch viel schneller als bisher Zugang zum Berlinpass
bekommen.
26. Die Kooperation mit außerschulischen Partnern zu verstärken und Angebote im
Freizeitbereich sowie in den Ferien auszubauen und finanziell abzusichern.
Den Übergang in Ausbildung und Beruf bestmöglich gestalten
In der Debatte um die Willkommensklassen standen in der öffentlichen Diskussion
bisher vor allem zwei Aspekte im Vordergrund: Ob es sie überhaupt geben soll,
und wie der Übergang in die sogenannten Regelklassen gelingen kann. Dabei wurde
viel zu oft vergessen, zwischen unterschiedlichen Altersgruppen zu unterscheiden
sowie die sehr unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen, mit denen die Kinder
und Jugendlichen zu uns kommen, ausreichend in Betracht zu ziehen.
Dementsprechend ist auch kaum jemandem die große Zahl an Willkommensklassen an
den beruflichen Schulen bewusst –derzeit rund 230 Gruppen mit über 3000
Schüler*innen in Berlin.
Grundsätzlich werden Jugendliche ab 16 Jahren direkt in die Willkommensklassen
an den beruflichen Schulen eingeschult und sollen dort auf den Übergang in
Ausbildung, Beruf oder Studium vorbereitet werden. Aber auch schon für viele 14
und 15-Jährige ist ein Jahr in einer Willkommensklasse keinesfalls ausreichend,
um den Übergang in Regelklassen zu schaffen. Gleiches gilt für die
Willkommensklassen an den beruflichen Schulen. Die Herausforderungen für ältere
sind noch um Einiges schwierigerer als der Übergang in die Regelklassen der
Allgemeinbildung für jüngere Kinder, denn viele von ihnen bringen nicht den bei
uns altersgemäßen Stand an formaler Vorbildung mit; gleichzeitig bleibt diesen
älteren Jugendlichen nur wenig Zeit für den Erwerb ausreichend guter
Sprachkenntnisse oder gar regulärer, formaler Bildungsabschlüsse. Ohne diese
haben sie jedoch schlechte Perspektiven auf unserem Arbeitsmarkt und ihnen droht
eine Karriere als prekäre, schlecht bezahlte Arbeitskraft.
Selbstverständlich brauchen nicht alle Geflüchteten besondere Hilfe. Und
einfache Lösungen gibt es gerade am Übergang in den Ausbildung- und Arbeitsmarkt
nicht. Vielen der neu ankommenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen gelingt
der Übergang an dieser Schwelle durch eigenes Können und hohe Motivation. Andere
wiederum verdienen und benötigen aber doch besondere Begleitung und
Unterstützung. Wir von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stärken das Recht auf und die
Bedeutung von formaler Bildung für Geflüchtete. Um ihrer besonderen
Bedürfnislage gerecht zu werden, wollen wir kreative und individuelle Wege
fördern, zu Abschlüssen zu kommen und den Weg in gute Arbeit zu finden. Deshalb
schlafen wir vor:
27. Eine gezielte Kompetenzfeststellung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
im Hinblick auf den Übergang in Ausbildung oder Beruf.
28. Die Jugendberufsagenturen sowie die Angebote zur Berufsorientierung und -
erkundung müssen so auszubauen, dass alle geflüchteten Jugendlichen beraten
werden können.
29. Individuelle Begleitungs- und Förderangebote für besonders förderbedürftige
Jugendliche und junge Erwachsene anzubieten. Dafür hat unsere
Abgeordnetenhausfraktion ein Programm vorgelegt, das folgende curriculare
Elemente enthält: Orientierungsphase zur Klärung der individuellen
Voraussetzungen und Interessen; Lernen in der Praxis an Lernorten in der Stadt,
insbesondere in Betrieben, gesellschaftlichen und kulturellen Einrichtungen an
zwei bis drei Tagen pro Woche; Lernen in der Schule an zwei bis drei Tagen in
der Woche; Verbindung von Praxiserfahrung und Lernen durch Entwicklung eines
individuellen kompetenzorientierten Curriculums, welches die Voraussetzungen und
Ziele des/der einzelnen Lernenden berücksichtigt; regelmäßige Bildungsberatung
und Vernetzung mit weiteren Unterstützungssystemen nach Bedarf.
30. Förder- und Begleitangebote auch für besonders Befähigte (Mentoring,
Patenschaftsmodelle, Talentscout) anzubieten, um sie zu ermutigen und ihnen zu
helfen, auch größere Schwellen zu überwinden.
31. Sprachkurse auch zusätzlich zum Unterricht zur weiteren Verbesserung des
Sprachstands über B1 hinaus anzubieten.
32. Verstärkte Beratungs- und Unterstützungsangebote für Firmen und Betriebe,
die Geflüchtete ausbilden und einstellen wollen zu etabliren. Und auch die
Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen während einer Ausbildung weiter
beraten und betreut werden sowie Zugang zu Unterstützungsleistungen wie den
ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) haben
33. Nachqualifizierungsangeboten sowohl im berufsbildenden als auch im
Hochschul-Bereich zu entwickeln. Ausbildungen müssen auch Stück für Stück formal
abgeschlossen werden können; auch sollen Geflüchtete, deren Qualifikationen
(nur) teilweise anerkannt werden, nicht wieder bei Null anfangen müssen.
Bildung ist und bleibt der wichtigste Integrationsfaktor. Wir müssen und wir
dürfen nicht die Fehler wiederholen, die schon in den 90er Jahren gemacht
wurden. Wir bedanken uns bei allen, die uns gerade durch Schilderung ihrer
Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten geholfen haben, gute Konzepte und
Programme auf den Weg zu bringen. Jetzt gilt es, diese umzusetzen. Alle Kinder
und Jugendlichen sollen bei uns beste Bildungschancen bekommen; dafür setzen
sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Berlin ein.
Änderungsanträge
- V-03 NEU-001 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-001-2 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-002 (Annkatrin Esser, Grüne Jugend Berlin, Eingereicht)
- V-03 NEU-013 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-019 (Grüne Jugend Berlin (dort beschlossen am: 24.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-044 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-046 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-069 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-089 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-090 (Grüne Jugend Berlin (dort beschlossen am: 24.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-104 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-125 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-129 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-130 (Deniz Yildirim, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-130-2 (Deniz Yildirim, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-130-3 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-137 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-139 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-145 (Grüne Jugend Berlin (dort beschlossen am: 24.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-146 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-146-2 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-147 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-150 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-152 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-155 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-157 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-165 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-184 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-220 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-244 (Filiz Keküllüoglu, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-246 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-248 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-249 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-264 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-267 (Deniz Yildirim, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-270 (LAG Bildung (dort beschlossen am: 29.11.2017), Eingereicht)
- V-03 NEU-272 (Deniz Yildirim, KV Xhain, Eingereicht)
- V-03 NEU-274 (Vera Pohl, Grüne Jugend Berlin, Eingereicht)
- V-03 NEU-275 (Deniz Yildirim, KV Xhain, Eingereicht)