Die sprachliche Kommunikation bei der somatischen, aber insbesondere auch bei der „sprechenden Medizin“, also der psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung, ist von entscheidender Bedeutung für den Behandlungserfolg. Eine mangelnde sprachliche Kommunikation kann zu Fehldiagnosen und Behandlungsfehlern führen. Ebenso kann die Selbstbestimmung der Patient*innen nicht hinreichend gewährleistet und ggf. Risiken nicht richtig eingeschätzt werden. Der Einsatz von Laiendolmetscher*innen kann aus diesen Gründen fachlich nicht befürwortet werden. Überdies handelt es sich bei Gesundheitsthemen um einen hochsensiblen, privaten Bereich, daher sollten Patient*innen nicht auf Sprachmittlung durch Menschen aus dem Bekanntenkreis oder der eigenen Familie angewiesen sein.
Die für Gesundheit zuständige Senatsverwaltung finanziert zwei Projekte, die Sprachmittlungsleistungen vermitteln bzw. selbst anbieten. Der Bedarf an professioneller Sprachmittlung kann jedoch bisher nicht hinreichend gedeckt werden. Daher müssen die Angebote ausgebaut, zumindest jedoch für die Zukunft gesichert werden. Der weitere Ausbau von Kapazitäten für die Telefon- und Videosprachmittlung muss vorangetrieben werden, weil mit medienbasierter Sprachmittlung ein enormer Effizienzgewinn und eine bessere Allokation der vorhandenen Ressourcen verbunden ist; eingesparte Ressourcen können für Bereiche verwendet werden, in denen Face-to-face-Sprachmittlung weiterhin geboten ist – wie z. B. bei psychotherapeutischer Behandlung.
Überdies ist es sehr wichtig, dass sich die Diversität der Stadtgesellschaft auch im ÖGD widerspiegelt. Doch reicht dies allein nicht aus: Es muss dafür Sorge getragen werden, dass der ÖGD auch diese Diversität im Rahmen seiner Aufgabenwahrnehmung erreicht, sodass alle gleichermaßen an seinen Leistungen partizipieren können. Dazu müssen diversitätssensible Konzepte angewandt und professionelle Sprachmittlung zur Verfügung gestellt werden.