Veranstaltung: | LDK 6. April 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | 10 Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Silke Gebel + Antje Kapek, u.a. (KV Mitte + KV Xhain) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.03.2019, 16:44 |
V-01: Mehr Frauen in die Parlamente. Berlin braucht ein Paritätsgesetz
Antragstext
Mehr Frauen in die Parlamente. Berlin braucht ein Paritätsgesetz
Vor 100 Jahren haben mutige Frauen Geschichte geschrieben. Sie haben sich das Recht erkämpft
wählen zu dürfen. Trotz passivem Wahlrecht, 68er-Bewegung und obwohl Frauen über die Hälfte
der Bevölkerung stellen, ist der Anteil von weiblichen Abgeordneten in allen Parlamenten
deutschlandweit noch nie über 50 % gewesen. Im aktuellen Bundestag sind es gerade mal 33 %,
Frauen sind damit in der deutschen Politik massiv unterrepräsentiert. Das muss ein Ende
haben. Ohne gesetzliche Regelung wird sich hier nichts ändern, deshalb brauchen wir für alle
politischen Wahlen quotierte Wahlvorschläge - ein sogenanntes Paritätsgesetz. Brandenburg
hat es im Januar vorgemacht und ein inklusives Paritätsgesetz auf Vorschlag der
Bündnisgrünen Landtagsfraktion verabschiedet. Wir schreiben die Geschichte weiter. Wenn der
Bund nicht selbst ein Paritätsgesetz vorlegt, werden wir als Land Berlin über den Bundesrat
tätig werden müssen.
Die Gleichberechtigung von Frauen ist nicht optional, sondern in der Verfassung
festgeschrieben. Das Land Berlin ist zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern
auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens verpflichtet. Dies gilt besonders für die
politische Willensbildung und Entscheidungsfindung. Die paritätische Wählbarkeit von Frauen
ist die Voraussetzung für echte gesellschaftliche Repräsentation, also die gerechte
Vertretung und Durchsetzung der Interessen aller Bürger*innen. Die Gleichberechtigung und
Gleichstellung von Frauen beginnt in den Parlamenten. Bereits 1981 sagte Elisabeth Selbert,
eine der Mütter des Grundgesetzes: “Die mangelnde Heranziehung von Frauen zu öffentlichen
Ämtern und ihre geringe Beteiligung in den Parlamenten ist schlicht Verfassungsbruch in
Permanenz.”
Nicht nur in den Parlamenten, auch in den Parteien sind Frauen weiterhin unterrepräsentiert.
Wir Grüne stehen zwar mit einem Anteil von 39,8 % an der Spitze, sind jedoch von 50 % ein
gutes Stück entfernt. Wir setzen es uns daher selbst zur Aufgabe, verstärkt mehr Frauen zum
politischen Engagement zu aktivieren und sie in der Partei gezielt zu fördern.
Wir wollen nicht noch weitere 100 Jahre darauf warten, dass die Hürden für Frauen auf dem
Weg in die Parlamente sinken. Wir wollen sie hier und heute abbauen. Nur wenn Frauen
aufgestellt werden, können auch Frauen gewählt werden. Deshalb fordern wir ein
Paritätsgesetz für Berlin, im Land wie in den Bezirken. Also eine Regelung, mit der
mindestens 50 % der Kandidierenden weiblich sind. Wir werden uns auf allen Ebenen dafür
einsetzen, dass es noch vor den nächsten Landes- und Kommunalwahlen in Kraft tritt.
Damit wir 2021 endlich sagen können, dass Frauen in Berlin mindestens die Hälfte der Macht
haben!
Begründung
Weitere Antragsteller*innen: Anja Kofbinger (KV Neukölln), Nina Stahr (KV Steglitz-Zehlendorf), Ina Rosenthal (LAG Queer), Gesine Agena (KV Friedrichshain-Kreuzberg), Benedikt Lux (KV Steglitz-Zehlendorf), Johanna Braun (LAG Frauen* und Gender, KV Kreisfrei), Amina Gerlach (LAG Frauen* und Gender, KV Kreisfrei), Julia Dittmann (LAG Frauen* und Gender, KV Kreisfrei), Nikolàs Boldt (LAG Frauen* und Gender, KV Kreisfrei), Gollaleh Ahmadi ( KV Spandau), Rhea Niggemann (KV Neukölln), Mona Hille (KV Mitte)
Begründung: Auch in Berlin sind Frauen in der Bevölkerung in der Mehrzahl, besetzen aber nur ein Drittel der 160 Plätze im Abgeordnetenhaus. Bereits zum zweiten Mal in Folge sank der Anteil von weiblichen Abgeordneten im Berliner Landesparlament. Auch unter den Bezirksverordneten machen Frauen nur 39 % aus.
Wir Grüne besetzen mehr als die Hälfte unserer Plätze mit Frauen (55,5 Prozent). Die Linke kommt auch auf die Hälfte (51,8 Prozent) und die SPD ist nah dran (39,5 Prozent). Bei FDP (16,7 Prozent), CDU (16,1 Prozent) und AfD (13 Prozent) hingegen liegt der Frauenanteil weit unter 20 Prozent. Der zurückgehende Anteil an Frauen im Parlament zeigt: Mit Freiwilligkeit ist es nicht getan. Selbst gute Vorsätze bleiben in vielen Parteien nur solche. So hat die Berliner CDU die Vorgabe, jeden dritten Platz ihrer Landesliste mit einer Frau zu besetzen. Am Ende sind jedoch nur vier der 31 Abgeordneten Frauen.
Die bündnisgrüne Frauenkonferenz hat die Forderung nach einem Paritätsgesetz bereits formuliert in ihrem Antrag “Mehr Feminismus wagen. Wir machen Berlin zur Stadt der Frauen”. Nun muss aus die Landesdelegiertenkonferenz nachziehen und uns für das Abgeordnetenhaus ein starkes Mandat mitgeben, um das Gesetz in Berlin auf den Weg zu bringen.
Änderungsanträge
- V-01-011 (Tim Niclas Demisch (KV Treptow-Köpenick), Eingereicht)
- V-01-013 (Tim Niclas Demisch (KV Treptow-Köpenick), Eingereicht)
- V-01-025 (Filiz Keküllüoğlu (Bunt-Grün), Eingereicht)
- V-01-026 (Sebastian Walter und Anja Kofbinger (KV Tempelhof-Schöneberg und KV Neukölln), Eingereicht)
- V-01-026-2 (Dr. Bahar Haghanipour (Bunt-Grün), Eingereicht)
- V-01-026-3 (Filiz Keküllüoğlu (Bunt-Grün), Eingereicht)
- V-01-031 (Grüne Jugend Berlin (dort beschlossen am: 26.03.2019), Eingereicht)
- V-01-031-2 (Dr. Bahar Haghanipour (Bunt-Grün), Eingereicht)