Veranstaltung: | LDK am 04. Mai 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | weitere Anträge, die nicht auf dieser LDK behandelt werden |
Antragsteller*in: | KV Reinickendorf (dort beschlossen am: 26.03.2024) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 27.03.2024, 15:50 |
V-11: Änderung unserer Strategie in den finanzschwachen Kiezen
Antragstext
Unsere Partei hat bei den letzten Wahlen in 2021 und 2023 in den finanzschwachen Kiezen
Märkisches Viertel und Rollbergesiedlung in Reinickendorf sehr schwach abgeschnitten.
In einigen Wahllokalen lagen wir bei 6,5%, in anderen sogar noch darunter. Dies ist kein
Reinickendorfer Phänomen, sondern tritt auch in Gropiusstadt, Hohenschönhausen, oder in
vielen Teilen von Marzahn-Hellersdorf auf.
Die Grünen sind in diesen einwohnerstarken, aber einkommensschwachen Kiezen als Partei quasi
nicht präsent. Unsere Ortsgruppen in diesen Kiezen Reinickendorfs haben sehr wenige aktive
und engagierte Mitglieder. Dadurch fällt es schwer, diese Kieze zu bespielen und vor Ort mit
den Menschen in Kontakt zu kommen.
Das Bild, welches wir in diesen Kiezen haben ist leicht umrissen:
- Akademisch
- Arrogant
- Weltfremd
- Naiv
Warum ist das so? Wenn wir uns in unserer Partei umschauen, ist die Zahl der Menschen mit
akademischem Hintergrund sehr hoch (Vgl. Diversity Umfrage 2020).
Das hat Einfluss auf unseren Habitus. Die Art und Weise, wie wir auftreten, wie wir uns
artikulieren, wie wir uns verhalten – all das passt so gar nicht in die Welt dieser Kieze.
Auch wenn dies eine Verallgemeinerung darstellt, ist es auch diese Andersartigkeit, die als
Arroganz wahrgenommen wird.
Für die Menschen aus den Kiezen scheinen wir weltfremd, weil so viele von uns mit der
Lebensrealität dieser Gruppe sehr wenig gemein haben. Viele von uns kennen die prekären
Lebensumstände nicht, haben nie in ihnen gelebt und wissen daher wenig mit den Sorgen und
Ängsten der Menschen anzufangen. Es kann kein echtes Verständnis geben, wenn man das Leid,
welches durch finanzielle Sorgen entstehen, nicht selbst erlebt hat. Eltern, die täglich um
die Existenz ihrer kleinen Familie kämpfen müssen. Kinder, die in Armut aufwachsen und in
der Schule erkennen, was ihnen nicht ermöglicht werden kann. Die Naivität, die uns dann
unterstellt wird, rührt aus der gleichen Perspektive her. Unsere Denkansätze docken nicht an
den Umständen an, mit denen die Einwohner*innen im Kiez zu kämpfen haben. Wir kennen die
Zahlen und die Daten, aber kennen wir das Gefühl, in diesen Daten zu leben?
Wir haben den Kontakt verloren – oder konnten ihn noch nie wirklich herstellen.
Dies ist besonders schädlich für uns als Grüne, da die Bevölkerungsstruktur dieser Kieze für
die Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielt. Die Bevölkerung ist jung,beinahe 6 Jahre jünger
als der Berliner Schnitt und der Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte ist hoch - ca.
15% höher als der Berliner Schnitt (Bsp. Planungsraum Rollbergesiedlung).
Wir als Grüne sind vielfältig, sozial, weltoffen und jung. Wir sollten die erste
Anlaufstelle für Menschen aus diesen Kiezen sein. Und es wird Zeit, dass wir es werden!
Eine grüne Strategie durch und mit den Menschen vor Ort:
Die Erreichung dieses Ziels kann nicht durch einzelne Maßnahmen oder einzelne, meist
mitgliederschwache Ortsgruppen und Kreisverbände gelingen.
- Wir brauchen mehr Mitglieder aus den sozialschwachen Gebieten. Wir müssen explizit um
sie werben und Strategien entwickeln, sie in unsere Organisationsstruktur zu
integrieren.
- Diese Mitglieder helfen uns auch,den Kontakt herstellen, den wir so dringend brauchen.
Sie kennen die Lebensumstände, haben ihre Wurzeln in den Kiezen.
- Wir brauchen eine verstärkte soziale Vielfalt in der Partei.
- Wir brauchen mehr Menschen ohne akademischen Hintergrund, die sich für unsere Ideen
und Ideale begeistern.
- Wir brauchen mehr Präsenz in den bevölkerungsreichen und finanzschwachen Kiezen.
- Wir müssen uns häufiger der Kritik stellen, uns dem Unmut der Menschen aussetzen.
- Vor allem auch unsere Grünen Spitzen müssen in den Kiezen zeigen, dass wir zuhören und
verstehen!
- Wir müssen aktiv gegen die Vorurteile arbeiten.
- Wir brauchen eine starke Onlinepräsenz, um besonders der jungen Generation ein Angebot
zu machen.
Hierfür fordern wir den Landesvorstand auf, bis zur Landtagswahl 2026 eine umfassende
Strategie zu entwickeln, wie wir in diesen Kiezen präsenter werden und die Menschen aktiv
erreichen können. Diese Strategie soll unter der Einbindung der Menschen aus diesen Kiezen
entstehen.
Begründung
erfolgt mündlich