Veranstaltung: | Frauen*Vollversammlung 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 6 Verschiedenes |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Katja Zimmermann |
Antragshistorie: | Version 2 |
Ein zentrales Mahnmal "Gegen sexualisierte Gewalt" in Berlin
Beschlusstext
Wir, als Bündnis 90/ Die Grünen, sprechen uns für ein zentrales Mahnmal „Gegen
sexualisierte Gewalt“ in Berlin aus. Die Gestaltung des Mahnmals soll in einem
offenen, partizipativen, künstlerischen Wettbewerb entschieden werden und die
verschiedenen Formen und Ebenen von sexualisierter Gewalt berücksichtigen.
Mit dem Mahnmal soll ein Ort des Gedenkens und der Anerkennung des Leidens von
Betroffenen sexualisierter Gewalt, sowie ein Raum der Auseinandersetzung mit und
Aufklärung über die Strukturen und Ursachen von sexualisierter Gewalt geschaffen
werden. Für diesen Bildungsort können Veranstaltungskonzepte von Anfang an
mitgedacht werden.
Darüber hinaus wollen wir die Bezirke darin bestärken, sich weiterhin für das
Thema sexualisierte Gewalt einzusetzen.
Mit diesem Antrag bekennen wir uns, als Bündnis 90/Die Grünen, zu der
Notwendigkeit, das Thema sexualisierte Gewalt mit Erinnerungspolitik zu
verknüpfen.
Begründung
Mit der im Jahr 2000 verabschiedete UN-Resolution 1325 wurde die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt in humanitären Notsituationen und Konflikten sowie die Beteiligung von Frauen in internationalen Friedens- und Sicherheitsprozessen zu einem integralen Bestandteil des Mandats des UN-Sicherheitsrats. Die Resolution und ihre zahlreichen Nachfolgeresolutionen haben zum Ziel, Frauen in Konflikten besser vor sexueller Gewalt zu schützen.
23 Jahre später führen uns die jüngsten Ereignisse in der Ukraine und Iran schmerzhaft vor Augen, wie sexualisierte Gewalt weiterhin gezielt als Waffe eingesetzt wird.
Die Parlamentarische Versammlung des Europarates hat im Januar 2023 die Resolution 2476 verabschiedet, in der die Mitgliedstaaten und die nationalen Parlamente aufgefordert werden, sich für die Verhinderung und Prävention von konfliktbezogener sexueller Gewalt in Friedenszeiten und in Konfliktsituationen einzusetzen, und gleichzeitig bekräftigt, dass konfliktbezogene sexuelle Gewalt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein Kriegsverbrechen ist. Denn erst seit den Massenvergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina in den 1990er Jahren wurde sexualisierte Gewalt in bewaffneten Konflikten überhaupt verstärkt in Öffentlichkeit und Politik als solche anerkannt.
Sexualisierte Gewalt vernichtet Menschen, zerstört Gemeinschaften und hindert den Wiederaufbau nach Konflikten. Sexualisierte Gewalt ist bereits in Friedenszeiten Alltagserfahrung für viele Frauen und Mädchen. Auch vor Ausbruch eines Krieges kann sexualisierte Gewalt Bestandteil von Pogromen oder anderen Formen der Unterdrückung sein. In jedem Fall ist sie immer Teil eines übergeordneten Systems der Diskriminierung und Unterdrückung.
Sexuelle Gewalt hat viele Ebenen. Von besagter Einsetzung als Waffe in kriegerischen Auseinandersetzungen, über sexuelle Gewalt in Beziehungen, der Familie, im öffentlichen Raum und in Institutionen, wie Arbeitsplatz und Schulen. Sie wird bis heute gezielt benutzt, um Prozesse der Macht fortzusetzen und FLINTA*-Personen ohnmächtig zu machen. Sie resultiert aus einem System, welches aufgebaut wurde, um FLINTA*-Personen zu unterdrücken, ihre Kraft auszunutzen und sie dabei gleichzeitig in Schach zu halten.
Bis heute werden viele dieser Verbrechen verschwiegen, nicht ausreichend aufgearbeitet oder einfach weggeschaut. Als Bündnis90/Die Grünen möchten wir ein wichtiges und dringendes Zeichen setzen und diesem wichtigen Thema mehr Raum im öffentlichen Diskurs unserer Hauptstadt geben.
Dafür sehen wir in dem Mahnmal einen bedeutenden/bedeutsamen Schritt.